Vom Betriebssystem über das Netz bis zum User-Interface

HP baut m erster Linie auf Standards und Offenheit

21.02.1992

Dr. Ing. Bhaskar Sanyal ist Marketing-Leiter Deutschland Computersysteme bei der Hewlett-Packard GmbH, Böblingen, Roland Katz ist dort Marketing-Leiter Netzwerke.

Zur Standardisierung gehören aus der Sicht von HP nicht nur das Akzeptieren und Einhalten von Standards, sondern zuvor die aktive Mitarbeit in den einschlägigen Gremien von Organisationen wie IEEE, ECMA, ANSI, ISO und CCITT. HP ist Gründungsmitglied der Open Software Foundation (OSF), Mitglied von X/Open und aktiv in der Object Management Group (OMG) tätig, das Unternehmen stellt für diese Aktivitäten zahlreiche Mitarbeiter ab.

Die unterste Kommunikationsebene eines Offene-Systeme-Konzeptes bilden die Hardware und das Betriebssystem. Als bestes Betriebssystem für eine offene Systemwelt hat sich eindeutig Unix etabliert. HP unterstützt Unix in der PC-Welt (SCO), bei Workstations, Servern und Mehrplatz-Systemen bis in den Mainframe-Leistungsbereich mit symmetrischem Multiprocessing und derzeit bis zu vier Prozessoren.

HP-UX, Domaine-OS und OSF/1 vereinigen

Neben dem eigenen Unix-Derivat HP-UX wird im Sinne des Investitionsschutzes auch das 1989 mit Apollo übernommene Domain-OS unterstützt. Die langfristige Strategie sieht vor, die wesentlichen Leistungsmerkmale dieser beiden Betriebssysteme mit dem von der Open Software Foundation, OSF/1, zu vereinigen.

Allein eine weitere Standardisierung und Pflege des Betriebssystems Unix löst aber das Problem noch nicht - denn das würde eine Beschränkung auf nur ein Betriebssystem bedeuten.

Damit unterschiedliche Rechner mit MS-DOS, Unix in allen seinen Erscheinungsformen, OS/2 und anderen, auch proprietären Betriebssystemen keine Insellösungen bleiben, bedarf es auch standardisierter Vernetzungslösungen.

Vernetzung und wirklich offene Türen

Die Ebene der Vernetzung ist entscheidend dafür, ob ein Informationssystem dem Anwender wirklich alle Türen öffnet. Hewlett-Packard hat sich deshalb nicht für eine proprietäre Netzarchitektur entschieden, sondern bietet unter der Sammelbezeichnung "Advancenet" integrierende, herstellerübergreifende, auf Standards basierende Netzwerklösungen aus mehr als 500 Einzelkomponenten an.

Das Netzwerkangebot läßt sich grundsätzlich in drei Kategorien einteilen:

- Netzwerk-Komponenten und -Dienste nach dem ISO/OSI-7-Schichten-Modell zur Datenübertragung,

- Produkte und Dienste nach Industriestandards auf der Basis von TCP/IP für die lokale Kommunikation und

- Emulationen von De-facto-Standards verbreiteter Herstellerarchitekturen (zum Beispiel SNA von IBM oder Transdata von Siemens).

Zusätzliche Netzkomponenten umfassen in ihrer Funktionalität Dienste und Anwendungsumgebungen. Dazu gehören Zugriffe auf Datenbanken, das Abrufen von Anwendungsumgebungen und Datenfernübertragung. Im wesentlichen sollen mit den in dieses Kommunikationssystem integrierten Produkten folgende Ziele erreicht werden:

-umfassendes Netzwerk-Management,

-unternehmensweite Vernetzung,

-unternehmensübergreifende Informationsverteilung,

-Produktionsautomation und

- Integration multifunktionaler Arbeitsplatz-Rechner.

Hinter der Bezeichnung "HP Openview" verbirgt sich eine umfangreiche Palette von Werkzeugen für ein herstellerübergreifendes System- und Netzwerk-Management. Wesentliche Teile daraus wählte die OSF zum Kernstück ihrer Distributed Management Environment (DME).

Im Weitverkehrsbereich setzt HP dabei auf die Paketvermittlung entsprechend CCITT X.25, sei es nun öffentlich oder privat. Der Informationsaustausch wird nach CCITT X.400 (Electronic Mail) und X.500 (Distributed Directory Services) organisiert - eine Basis für die Integration von Diensten wie Telex, Teletex und Telefax steht also zur Verfügung.

In der Produktionsautomatisierung strebt HP einen durchgängigen Informationsfluß mit allen gängigen Kommunikationsvarianten an, angefangen von der einfachen seriellen Anbindung bis hin zu MAP 3.0.

Besonderes Gewicht gewinnt die Einbindung o von Arbeitsplatz-Rechnern unter DOS, OS/2 oder Unix in unternehmensweite Vernetzungslösungen. Hier geht HP über das Angebot von Vernetzungskomponenten für Ethernet/IEEE 802.3, FDDI und - seit neuestem auch IBM Token Ring/lEEE 802.5 weit hinaus.

Das jüngste Beispiel dafür ist eine "Native"-Version des Netzwerk-Betriebssystems Novell Netware, das auf allen Precision Architecture-RISC-Computern von HP direkt - ohne Umweg über ein anderes Betriebssystem - aufsetzen kann und so die Integrationsmöglichkeit von Hochleistungs-Workstations, Servern und Mehrplatz-Computern in vorhandene PC-Konfigurationen eröffnet. Eine Schlüsselfunktion für die Integration kommt dabei jedoch auch der Mensch-Maschine-Schnittstelle zu.

Oberflächen: MS-Windows, HP VUE und Motif

Auch die grafischen Benutzerschnittstellen und Anwendungsumgebungen von HP stützen sich auf Standards. "HP New Wave" für die DOS-Welt baut auf MS-Windows auf, HP VUE für Unix auf OSF/Motif. Beide sind intuitiv erlern- und benutzbar, sie verwenden leicht interpretierbare Symbole und Botschaften.

Objekt-Management-Funktionen erlauben das Verknüpfen unterschiedlicher Daten und Informationen zu einem einheitlichen Dokument. Informationsketten - "Hot Links" - ermöglichen das automatische Aktualisieren von Informationen quer über nahezu beliebige Dokumente. "Agents" sorgen für die Automation von Routineaufgaben des täglichen Arbeitsablaufs. Arbeitsgruppen können Informationen, die alle Mitglieder interessieren, auf einem Server ablegen und von diesem verwalten lassen.

Etablierte Normen und Industriestandards

Auch die Anwendungsumgebung HP New Wave ist ein offenes System, das in erster Linie als Integrationsplattform dient. Neben der wachsenden Zahl von Anwendungen, die direkt dafür entwickelt wurden - beispielsweise von HP selbst unter der Bezeichnung HP New Wave Office -, lassen sich ohne zusätzlichen Aufwand die verfügbaren DOS- und Windows-Anwendungen einbinden. Darüber hinaus gibt es Werkzeuge zur Nutzung der Möglichkeiten von Client-Server-Konfigurationen, für elektronische Post, elektronische Archivierung etc.

Was Client-Server-Systeme betrifft, reicht das HP-Spektrum von PCs, Systemperipherie, X-Terminals, Workstations, Mehrplatz-Systemen und Servern, Vernetzungslösungen mit einheitlichem Netzwerk- und System-Management bis zu grafischen Benutzeroberflächen, die auf etablierten Normen und Industriestandards basieren.