HP automatisiert IT-Services

13.12.2007
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
Die auf der Konferenz "Software Universe" vorgestellte Suite "Business Service Automation" von Hewlett-Packard soll die Beschränkungen des klassischen System-Managements überwinden.
Die Prozessorientierung von Business Service Automation soll dazu beitragen, dass die Bereitstellung und Überwachung von IT-Komponenten aller Art mittels definierter Prozesse möglich wird.
Die Prozessorientierung von Business Service Automation soll dazu beitragen, dass die Bereitstellung und Überwachung von IT-Komponenten aller Art mittels definierter Prozesse möglich wird.

Nach dem jahrelangen Ringen um die richtige Softwarestrategie hat sich Hewlett-Packard inzwischen festgelegt: Durch Übernahmen wie etwa von Mercury und zuletzt Opsware verschreibt sich der Hardwareriese dem Trendthema IT-Management und Rechenzentrums-Automatisierung. Tom Hogan, Chef der HP-Softwaresparte, hat auf der diesjährigen Kundenkonferenz "Software Universe" Ende November in Barcelona die ersten Erfolge verkündet. So stieg der Softwareumsatz im zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2007 um 79 Prozent auf 2,33 Milliar-den Dollar, der operative Gewinn sogar um 306 Prozent. "Wir sind nun die Nummer sechs im weltweiten Softwaremarkt und verstehen uns als strategischer Service- und Softwarepartner globaler Unternehmen beim IT-Management", erläuterte Hogan. Dabei verschwieg er nicht, dass die starken Zuwächse maßgeblich der ehemaligen Mercury-Sparte zuzuschreiben sind.

Die BSA-Komponenten

Mit der neuen BSA-Software schließt HP die Lücke in seinem Portfolio der IT-Betriebswerkzeuge, zu denen bisher bereits die Segmente Business-Service-Management und IT-Service-Management gehörten. BSA unterstützt Anwender bei der Automatisierung des Rechenzentrums- und IT-Betriebs und deckt dabei alle Ebenen von Netzwerkgeräten, Servern, Speichern, Clients und Anwendungen ab. Die wichtigsten Einzelprodukte, die zum über-wiegenden Teil aus der früheren Opsware-Suite übernommen wurden, sind im Folgenden kurz erklärt:

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Client Automation 5.1: Softwareverteilung und Client-Konfiguration;

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Server Automation 7.0: Server-Bereitstellung, Patch- und Konfigurations-Management;

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Operations Orchestration 7.0: Erstellen von IT-Prozess-Workflows. Steuerung von Automatisierungsabläufen bei Clients, Netzwerk, Server und Speicher;

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Service Automation Visualizer 7.0: Komplett-übersicht über alle Elemente der IT-Umgebung inklusive deren gegenseitiger Abhängigkeiten;

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Service Automation Reporter 7.0: In Verbin-dung mit der Universal CMDB konsolidiert er die Daten aller Automatisierungs-Tools und erstellt Reports für das Change- und Configuration-Management.

Forrester-Analyst Peter O'Neill attestiert dem Mitglied des gro-ßen IT-Management-Quartetts (HP, IBM, BMC und CA) einen erkennbaren Willen, die Spielregeln des Markts neu zu definieren. Die Opsware-Übernahme im Sommer habe eine Signalfunk-tion, weil der Kaufpreis von 1,6 Milliarden Dollar das 15-fache des Vorjahresumsatzes ausmachte: "Insgesamt neun Konkurrenten wollten Opsware kaufen, und HP hat sich mit ungewöhnlich hohem Einsatz durchgesetzt."

Der Hersteller hatte die Opsware-Technologie als letztes Teil eines Puzzles benötigt, das nun eine komplette Plattform für automatisiertes IT- und Service-Management bildet. Derartige Lösungen gewinnen bei Anwendern an Attraktivität, da sich die Rahmenbedingungen in der IT rasant verändern. Zum einen geht es hierbei um die Proble-matik wuchernder Server- und Client-Landschaften, die mit den klassischen Ansätzen des System-Managements kaum mehr in den Griff zu bekommen sind, wie Softwarechef Hogan betont. Laut IDC beispielsweise steigt aufgrund der weiteren Server-Virtualisierung die Zahl virtueller Maschinen bis 2013 um jährlich 65 Prozent, die der physikalischen um zehn Prozent auf dann insgesamt 58 Millionen betriebene Server.

MaßgeschneidertesServicepaket

Als weiterer Treiber gilt die zunehmend geforderte Serviceorientierung der IT. Fachbereiche und Geschäfts-Management wollen sich nicht mehr mit IT-Kategorien wie etwa SAP-Applikationen, Oracle-Datenbanken oder Windows-Server-Betrieb auseinandersetzen, sondern verlangen von der Informatik maßgeschneiderte Servicepakete wie etwa die "Bereitstellung einer CRM-Applikation" inklusive definierter Service-Levels. Laut O'Neill waren bisher weder die interne IT noch externe Service-Provider in der Lage, Servicekonstrukte inklusive ihres Leistungsumfangs und der Kosten über alle IT-Schichten hinweg konsolidiert und transparent darzustellen. Derartige Angebote werden aus Sicht des Analysten auf einem neuen IT-Paradigma beruhen, das nur über den Weg eines durchgängigen, automatisierten End-to-End-Managements zu realisieren sei.

Mit seinen Ankündigungen in Barcelona bezog sich HP deshalb auf diesen Automatisierungs-trend und zeigte, wie sich nun die von Opsware kommenden Komponenten in das Lösungsportfolio für den IT-Betrieb einfügen. Zunächst einmal erhielt der gesamte Bereich für den IT-Betrieb den neuen Namen "Automated Operations 1.0" er bildet eine von drei Säulen des HP-Softwareportfolios neben den Applikationsbereichen für IT-Strategie und Qualitätssicherung.

Klassischen Werkzeugenfehlt der Workflow

Innerhalb von Automated Operations wiederum bildet das Opsware-Erbe mit dem Etikett "Business Service Automation" (BSA) den neuen Kern, um den sich die bereits bekannten Bestandteile "Business Service Management" (BSM) und "IT Service Management" gruppieren (siehe auch www.computerwoche.de/1850124). Die Besonderheit von BSA besteht darin, dass sie die Bereitstellung und Überwachung von IT-Komponenten aller Art mittels definierter Prozesse ermöglicht. Klassischen Werkzeugen für das System-Management fehlt genau dieser Prozessüberbau beziehungsweise Workflow-Definitions- und Steuerungswerkzeuge, was Administratoren und IT-Managern zusätzliche Handarbeit und Organisation abverlangt.

Schrittweise zum Automatisierungsprozess

Der Aufbau eines Automatisierungsprozesses geht in folgenden Schritten vonstatten: Zunächst erfasst das Management-System alle vorhandenen Server, Speichersysteme, Netze, Clients und Anwendungen. Dabei müssen sich auch die Beziehungen zueinander und zu den Geschäftsprozessen darstellen lassen. Dieses "Discovery und Dependency-Mapping" läuft automatisch ab, wobei die Daten entweder im Datenmodell der Configuration Management Database (CMDB) abgelegt oder über einen Adapter aus anderen Quellen eingebunden werden, was als föderativer Ansatz bezeichnet wird. Je nach Automatisierungsaufgabe sind auf den Zielgeräten Agenten oder aber Standardprotokolle erforderlich.

Zu den gängigsten Aufgaben im Rahmen eines BSA-Szenarios zählt das Aufsetzen von Ser-vern und Clients in großem Umfang. Folgende typische Arbeitsschritte sind dabei notwendig: Identifizieren kompatibler Systeme, Aufspielen des Basis-Betriebssystems, Verteilen der Anwendungssoftware, Systemaktualisierungen sowie Einspielen von Patches.

Orchestrator als steuernde Instanz

Diese Schritte werden mit Hilfe der "Run Book Automation" automatisiert und über Funktionen wie Client Automation, Server Automation, Network Automation oder Storage Automation erledigt. Als steuernde Instanz ermöglicht der Orchestrator das Einrichten von Workflows, anhand derer die IT-Management-Vorgänge über alle IT-Domänen hinweg verwaltet, orchestriert und ausgeführt werden. Über die Bereitstellung der Services hinaus sollen die BSA-Tools auch Reparaturprozesse erlauben, bei denen Diagnose und Problembehandlung automatisiert ablaufen.

Um alle Prozesse rund um die IT-Bereitstellung und den Betrieb in ihrer Ganzheit zu unterstützen, soll Business Service Automation eng mit den erwähnten Bereichen Business-Service-Management und IT-Service-Management verwoben werden. So lassen sich beispielsweise auch Ticketing- und Service-Desk-Lösungen integrieren. Auf diesem Weg entsteht ein geschlossener Service-Kreislauf, der im Problemfall automatisiert reagieren kann. (ue)