Houstöne

18.06.1982

Etwas will man schon mitbringen aus Houston von der National Computer Conference 1982 - und wenn's nur ein Zettel ist voller Notizen: Wo's lang geht im Personal Computerbereich, bei Peripheriegeräten, auf dem Gebiet der Software. Hannover hat diese Funktion ja längst eingebüßt, Wegweiser zu sein für Marktbeobachter und anspruchsvolle Anwender, die ab und zu ausschnaufen müssen, um wieder aufnahmebereit zu sein; im doppelten Wortsinne, für neue Produkte und innovative Lösungen.

Bei den kleinsten, den Tischcomputern für den persönlichen Gebrauch, tut sich ja einiges. Und Netzwerkkonzepte sind in aller Munde.

So reist man denn erwartungsfroh gestimmt nach Texas - und wird, was den Neuheitenwert der Show betrifft, nicht enttäuscht. Kein Vergleich zum CeBit. Nicht, daß es Uraufführungen zuhauf gegeben hätte. Vieles ist zumindest Insidern aus Ankündigungs-Pressemitteilungen bekannt. Amerikanische und japanische Computerfirmen sind ja fix bei der Hand mit Vorabinformationen.

Vorteil der NCC-Show: Die Dinge lassen sich anfassen. Der Aha-Effekt stellt sich ein: So sieht er also aus, der neue Soundso-Arbeitsplatz-Computer. So arbeitet die ultraschnelle Winchesterplatte, das ist der letzte Schrei bei Farbbildschirmen.

Was war es nun, was die NCC '82 so informativ machte? Vor allem dies: Auch die großen Mainframe- und Minicomputer-Anbieter setzen jetzt voll auf die Personal Computerkarte - und haben zum Leidwesen der "Hausherrn" Apple, Tandy und Commodore Erfolg damit. Es war schon erstaunlich zu sehen, wie die PC-Babies von IBM, DEC, Wang und Burroughs das Interesse der Besucher auf sich zogen. Da spürte man, daß professionelle Werber am Werke sind.

Die eigentlichen Leckerbissen, was die Technik betrifft, servierten freilich wie immer die "Nobodies", die kalifornische Grid-Systems-Corporation etwa mit dem "Compass Computer" (siehe Seite 1) - handlich, bedienungsfreundlich und netzwerkfähig, kurz gesagt, ein Hammer.

Der Grid-Mikro wird als "decision report system" feilgeboten, was immer das sein mag. Es werden sicher zwei Jahre ins Land gehen, bis der Aktentaschencomputer in der Bundesrepublik auf den Computer-Ladentisch kommt. Die Marschrichtung jedenfalls ist aufgezeigt. Das Informationswerkzeug für Manager ist da.

Auf dem Gebiet der Peripheriegeräte herrscht dagegen noch das totale Chaos. Da wird munter drauflosentwickelt, nach dem Motto: klein, kleiner, am kleinsten - Quasi-Normen von gestern sind heute einen Dreck wert. Beispiel Floppy Disk: Da machte sich die Sony Corporation für diesen Dreieinhalb-Zoll-Drive stark, während ein japanischer Konkurrent bereits einen Drei-Zoll-Prototyp zeigte. US-Marktführer Tandem dagegen powert mit den Vorzügen der Fünfeinviertel-Zoll-Winchester. Keiner achtet auf den anderen, warum sollte er auch, wo Exoten blühen und Standards fehlen. Über die wurde viel geredet auf der NCC - im Beiprogramm.