Alternativ Einkaufen:

Hotline als Axt im HauseKommentar

03.02.1989

Auf Road-Show geht Michael Krings, seines Zeichens Chef der sechs Jahre jungen Compu-Shack, eines 45-Mann-Betriebs in der DV-Diaspora Neuwied. Mit einem guten Umsatz-Durchschnitt - genaue Zahlen nennt der Privatunternehmer nämlich nicht - und inmitten des eher überbesetzten Novell-Marktsegments, hofft der Jungkaufmann auf der Basis von klassischer Distribution, aufgestockt um eigene Fertigung im Inland (!), angereichert mit Joint-Venture-Know-how aus der Tradition der US-Garagen-Firmen, seinen Händler-Stamm teils "aufzumotzen", teils zurechtzustutzen. Das alte Lied respektive Leid. Mehr als 150 aktive Compu-Schnittstellen zum Endkunden sollen es nicht werden, die für Auslastung der Hotline Neuwied sorgen.

Aufhorchen läßt, daß sich das kleine Unternehmen, gewachsen im flotten Takt des PC-Marktes, jetzt auch an Großunternehmen heranwagt, oder umgekehrt. Da wird dann zum Beispiel das Haus "Springer" in dem Städtchen am Rhein gewertet "wie ein Händler". Muß für Großanwender ein völlig neues Einkaufserlebnis sein, quasi alternativ. Ganz abgesehen vom mangelnden Nadelstreifen-Habitus dürfte den DV-Entscheider die Workshop-Atmosphäre, das vertikale Know-how im kleinen Team und der relativ Geschwafel-freie Umgangston angenehm überraschen. Indes wird die Zusicherung "Zwei Jahre Garantie" - für den Taiwan-lastigen PC- und Board-Markt ein seriöses Angebot - die auf etwas mehr Zukunftssicherheit eingeschworenen Netz-Einkäufer aus Großunternehmen nicht aus dem Sessel reißen, auch wenn, wie bei allen Anbietern, Flexibilität und Offenheit in Richtung auf X.400 etc.

versprochen werden, IBM-Kompatibilität inklusive. Bleiben als entscheidende Attraktion offenbar der Händlerrabatt und die Hotline, die inhouse den Netzverantwortlichen ersparen.