Made in Regensburg

Horror-Game erkennt Gefühle des Spielers an Augenbewegung

06.08.2013
Ein in Regensburg entwickeltes Horror-Game könnte den Grundstein für eine neue Gattung von Computerspielen legen. "Sophia" passt das Spielgeschehen an die Reaktionen des Spielers an. Das deutsche Forscherteam bietet Spielerherstellern seine Zusammenarbeit an.

Wissenschaftler an der Universität Regensburg haben ein Computerspiel entwickelt, das auf Gefühle des Spielers reagiert und entsprechend den Spielverlauf ändern kann. Die Forscher setzen dafür eine Technik ein, die registriert, wie und wohin der Spieler auf dem Bildschirm sieht. Mit Hilfe eines "Eye Trackers" wird dessen Blick erfasst und analysiert. Die Erkenntnisse sind in das Horror-Spiel "Sophia" eingeflossen, das nun als erster Prototyp fertiggestellt wurde. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten gemeinsam mit einem Spielehersteller möglicherweise auch für andere Spiele genutzt werden, sagte Professor Christian Wolff vom Lehrstuhl für Medieninformatik an der Uni Regensburg am Montag der dpa.

Der Spieler sieht sich einem schrecklichen Alien gegenüber und denkt an Flucht. Doch das Ungeheuer "erkennt" seinen Plan und trickst ihn aus. So oder ähnlich soll es in einem neuen Spiel zugehen, das die Forscher entwickelten. Über Sensoren werden dabei die Augenbewegungen des Spielers erfasst. Die Wissenschaftler wollen damit auch erstmals die Emotionen und Pläne des Spielers ablesen und in den Spielverlauf einbinden.

Zuvor hat das Entwicklerteam um Wolff, Markus Heckner und Martin Dechant ein Experiment durchgeführt. Wie ändert sich zum Beispiel der Blick des Spielers eines Horror-Games, wenn die Spielfigur bedroht wird? Die Wissenschaftler haben erkannt, dass das Blickverhalten sehr unterschiedlich sein kann. Wenn sich der Spieler umschaut, dann richten sich die Augen weiträumig über den mittleren Bereich des Bildschirms. Fühlt er sich bedroht, passt er seinen Blick entsprechend an. Denkt er zum Beispiel an Flucht, richten sich die Augen auf einen bestimmten Fluchtpunkt. Will er sich verstecken, fokussiert er auf die potenzielle Richtung, aus der die Gefahr kommt.

In "Sophia" versuchte das Team nun, diese Erkenntnisse umzusetzen. Der Computer beobachtet, wohin der Spieler sieht, und nutzt die Daten, um den Spielverlauf zu verändern, zum Beispiel, indem der Spieler noch besser erschreckt wird. Am besten gelinge das derzeit bei dem Genre der Horror Survival Games, erklärt Wolff. "Dort geht der Spieler durch ein dunkles Schloss oder Kellergewölbe und wird von Aliens, Gespenstern oder dunklen Gestalten verfolgt." Mit Hilfe des Eye-Tracking-Verfahrens könnten hier ganz neue Überraschungseffekte erzeugt werden. Auch einzelne Objekte in der Spiellandschaft können darauf reagieren, wenn der Spieler sie längere Zeit anschaut.

Die Erfassung und Analyse der Augenbewegung von Nutzern am Bildschirm wird schon seit Jahren erforscht. Die Blickanalyse sei zum Beispiel auch von großer Bedeutung, wenn es um die Bewertung von Software-Schnittstellen geht, erklärte Wolff. Vergleichsweise neu ist die Nutzung auch für Computerspiele. Bislang sei die Technologie, vor allem die Hardware dafür, sehr teuer gewesen, sagte Wolff. "Unsere erste Hardware, mit der wir gearbeitet haben, hatte noch rund 25 000 Euro gekostet." Deshalb sei es auch lange ein Nischenprodukt geblieben. Inzwischen sei eine deutlich kostengünstigere Gerätegeneration entstanden, mit der die Blickverfolgung auch für ambitionierte Gamer verfügbar gemacht werden könne. (dpa/tc)