Weltweites R/3-Rahmenabkommen mit Coca-Cola

Hopp sieht die SAP im Zielkorridor

02.08.1996

Die Einnahmen der Walldorfer stiegen gegenüber dem Berichtszeitraum des Vorjahres um 440 Millionen auf 1,59 Milliarden Mark. Der Gewinn vor Steuern schnellte um 141 Millionen auf 374 Millionen Mark in die Höhe. Ohne die im April von Forrester Research veröffentlichte Analyse, in der R/3 als "legacy applications" bezeichnet wurde (siehe CW Nr. 16 vom 19. April 1996, Seite 1), hätte der Umsatzzuwachs noch höher ausfallen können, ärgerte sich Hopp. Inzwischen erfreue sich R/3 aber wieder "stürmischer" Nachfrage.

Als Beleg für diese Aussage berichtete Hopp von einem kürzlich unterzeichneten Rahmenabkommen mit Coca-Cola über den weltweiten Einsatz von R/3: "Das könnte zu einem der interessantesten Verträge in der SAP-Geschichte werden", freute sich der Vorstandsvorsitzende. SAP-Angaben zufolge beabsichtigt der Softdrink-Produzent, R/3 weltweit in Buchhaltung, Produktion und Vertrieb einzusetzen. Der Vertrag erstrecke sich nicht allein auf die Lieferung der Standardsoftware, sondern auch auf "umfangreiche und international zu erbringende Leistungen in den Bereichen Support, Qualitätssicherung und Schulung".

Insgesamt erhöhten sich die Produkterlöse der SAP in den ersten sechs Monaten um 34,4 Prozent auf 1,113 Milliarden Mark. Damit sinkt ihr Anteil von 72 auf 70 Prozent am Gesamtumsatz. Diese Zahl macht Hopp jedoch angesichts von R/3-Lizenzeinnahmen in Höhe von 961 Millionen Mark (Plus: 47 Prozent) kaum Kopfzerbrechen.

65 Prozent mehr mit Beratung

Im Beratungssektor legten die Walldorfer um 65,2 Prozent auf 327 Millionen Mark zu die Schulungen brachten mit 134 Millionen Mark 20,7 Prozent mehr in die Kassen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Der internationale Anteil des SAP-Umsatzes hat von 67 Prozent auf 73 Prozent zugenommen. Dabei wurden in den USA mit 447 Millionen Mark (Plus: 33,1 Prozent) bereits 56 Millionen Dollar mehr eingenommen als im inzwischen nur noch zweitgrößten Abnehmerland Deutschland (Plus: 12,3 Prozent). Regional das stärkste Wachstum verzeichnet der Softwareriese mit 135 Prozent in Kanada, Italien (124 Prozent) und Frankreich (85 Prozent).

Ähnlich wie die Forrester-Studie sorgte auch Mitbegründer und Aufsichtsratsmitglied Hans-Werner Hector für Unruhe, als er seine SAP-Anteile (10,46 Prozent) samt Stimmrecht an einen Trust veräußerte. Danach forderten ihn die anderen Hauptaktionäre zwar auf, sein Aufsichtsratsmandat niederzulegen, aber Hector ist diesem Wunsch bisher nicht nachgekommen. Hopp erklärte, daß der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Thieman zur Zeit Gespräche führe, die hoffentlich "eine friedliche Lösung bringen". Noch immer dränge der Vorstand darauf, daß Hector sein Amt niederlegt.

Den Vorwurf der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre e.V., wonach Großaktionäre Wandelschuldverschreibungen aus dem Jahre 1988 zugeteilt bekommen hatten, wies Hopp zurück. Die Wandelschuldverschreibungen hätten die Hauptaktionäre erst 1990 "entgeltlich" von der schweizerischen DG-Bank erworben. Gegen entsprechende rechtliche Schritte der Kleinaktionäre wollen sich die Hauptanteilseigner wehren und auch ihrerseits eine Klage einreichen.