Hoog (Ixos): „Wir bleiben bei SAP“

28.10.2002
Der Münchner Dokumenten-Management-System-(DMS-)Anbieter Ixos AG hat das für die Branche turbulente Jahr 2002 bisher relativ gut überstanden. Künftiges Wachstum soll in neuen Geschäftsfeldern erzielt werden. Ixos-CEO Robert Hoog erläutert im Gespräch mit CW-Redakteur Alexander Freimark die Richtung des Softwarehauses.

CW: Im August hat die Beteiligungsgesellschaft General Atlantic Partners (GAP), der auch der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser angehört, 25,1 Prozent von Ixos übernommen. Waren Sie knapp bei Kasse? Hoog: Wir haben die Transaktion nicht abgeschlossen, um Löcher zu stopfen. Allerdings ist es immer gut, Geld in der Hinterhand zu haben, denn man weiß nie, was die Zukunft bringt. Jetzt haben wir 45 Millionen Euro Reserve, so viel wie seit drei Jahren nicht mehr.

CW: Nach dem Börsengang war das Geld schnell aufgebraucht, Ixos rutschte in eine Krise. Wo sehen Sie die Unterschiede zur heutigen Situation?Hoog: Ich habe nach meinem Amtsantritt versucht, das Unternehmen über neue Kreditlinien abzusichern. Wenn Sie das Kapital jedoch dringend brauchen, bekommen Sie es nicht. Jetzt stehen die Banken Schlange, wir könnten uns jederzeit zusätzlich auch noch fremdfinanzieren.

CW: Sie sind auch an der Nasdaq notiert, wo pro Tag durchschnittlich nur 500 Ixos-Aktien gehandelt werden. Stellen Sie, nachdem Sie mit GAP einen neuen Geldgeber gefunden haben, generell die Finanzierung über die US-Börse in Frage, und planen Sie einen Rückzug aus Übersee? Hoog: Wir haben darüber auch schon nachgedacht, weil wir sehen, dass wir an der Nasdaq als europäisches Unternehmen nicht wirklich wahrgenommen werden. Ein Delisting ist momentan nicht möglich, auch wenn wir dadurch Kosten sparen könnten. Ixos müsste unter anderem nachweisen, dass die Firma weniger als 300 Aktionäre in den USA hat. Unter diesen Bedingungen können wir gar nicht aussteigen, daher haben wir die Idee ad acta gelegt. Aber wer weiß, vielleicht ist das Listing in den USA eines Tages ganz hilfreich.

CW: Wollen Sie die Finanzspritze von GAP verwenden, um neue Produkte zu entwickeln? Hoog: Die Planungen sehen vor, dass wir das Geld dafür nicht angreifen müssen. Ich betrachte es als eine Art Reserve, als Vorsorge für Eventualitäten, die hoffentlich nicht eintreten werden. Neue Programme finanzieren wir aus dem operativen Cashflow, der war im vergangenen Jahr positiv und wird es auch dieses Jahr sein.

CW: Sie haben angekündigt, andere Geschäftsfelder erschließen zu wollen. Was haben Sie vor? Hoog: Vor rund 18 Monaten haben wir Erweiterungen für die Groupware- und E-Mail-Archivierung vorgestellt, und die Produkte werden von den Kunden gut angenommen. Jetzt geht Ixos den zweiten Schritt und orientiert sich verstärkt in bestimmte Branchen wie Finanzdienstleister oder die öffentliche Hand. So wollen wir die Firma auf eine breitere Basis stellen.

CW: Finanzdienstleister sind doch eine traditionelle Zielgruppe von Ixos. Sind diese Märkte nicht schon gesättigt? Hoog: Natürlich haben alle Banken DMS-Lösungen im Einsatz, aber sie arbeiten noch nicht flächendeckend damit. Es gibt Studien, die besagen, dass in vielen Instituten bis zu 20 Prozent der Papierdokumente nicht unmittelbar auffindbar oder an der falschen Stelle sind. Daher ist das Verbesserungspotenzial dort noch sehr hoch.

CW: Es heißt seit einigen Jahren, Ixos wolle sich aus dem SAP-Umfeld lösen. Was ist so schlecht an SAP? Hoog: Wir wollen uns auf keinen Fall lösen, sondern nur weitere Standbeine schaffen. Das hat weniger mit SAP, sondern eher mit den Wünschen unserer Kunden zu tun. Allein in den USA haben wir etwa 50 Anwender, die neben SAP-Programmen auch Tools von Siebel einsetzen. Sie wollen ein Archiv, in dem sich Dokumente aus beiden Systemen ablegen lassen.

CW: Welche Integrationsmöglichkeiten mit anderen Enterprise-Systemen werden von den Anwendern noch nachgefragt? Erkennen Sie hier weiteren Handlungsbedarf? Hoog: SAP und Siebel sind die großen Themen, aber wir haben uns unter anderem natürlich auch Oracle oder Peoplesoft angesehen. Einerseits gibt es dort jedoch nur geringe Unterstützung für Dokumenten-Management, andererseits hätte es angesichts der Größenordnung wenig Sinn, wenn Ixos spezielle Lösungen entwickeln würde. Daher planen wir derzeit, keine weiteren Transaktionssysteme ins Programm zu nehmen.

CW: Wie weit haben Sie Ihren Zielmarkt denn bereits über SAP hinaus ausgedehnt? Hoog: Wir machen gegenwärtig rund 20 Prozent unseres Umsatzes außerhalb des SAP-Umfelds, im kommenden Jahr soll dieser Wert auf ein Drittel der Einnahmen gesteigert werden. Ich bin zuversichtlich, das schaffen zu können, denn wir liegen im Zielkorridor.