Honorare: Und der Gewinner ist der Projektleiter

04.03.2008
Sie sind zwischen 40 und 45 Jahre alt und arbeiten seit Jahren als selbständiger IT-Projektleiter in Frankfurt am Main? Glückwunsch, dann gehören Sie zu den Abräumern im Freiberuflermarkt. Noch mehr können Sie nur in der Schweiz verdienen.

Die deutschen IT-Freiberufler sind obenauf: Sie sind mit Projekten gut ausgelastet und trauen sich wieder, höhere Stundensätze zu fordern. Mit durchschnittlich 71 Euro pro Stunde taxieren die Freiberufler hierzulande ihren Einsatz. Das meldet das Projektportal Gulp, das alle sechs Monate die Honorarvorstellungen der 60.000 Freiberufler untersucht, die in seiner Datenbank registriert sind. Damit liegen die Selbständigen, die ihre Honorarwünsche seit 2005 kontinuierlich nach oben schrauben, wieder fast auf dem Niveau der Boom-Zeit - im Februar 2002 waren 73 Euro in der Stunde üblich. Und der Trend zeigt laut Gulp weiter nach oben: Mittlerweile fordert jeder Fünfte ein Honorar zwischen 80 bis 99 Euro pro Stunde. Und die Zahl der Spezialisten, die einen Satz von 100 Euro und mehr für Projekteinsätze verlangen, stieg im Vergleich zum Vorjahr am deutlichsten an.

Die Schere wird größer: Während selbständige Projektleiter immer mehr fordern können, stagnieren die Honorare der freiberuflichen Administratoren.
Die Schere wird größer: Während selbständige Projektleiter immer mehr fordern können, stagnieren die Honorare der freiberuflichen Administratoren.

Wer wie viel fordern kann, hängt aber stark von Qualifikation, Alter, Berufserfahrung und Region ab. Ähnlich wie bei den Festangestellten öffnet sich die Schere zwischen gut und schlecht bezahlten Positionen immer mehr. Hier wie da gilt: Wer lediglich administrative Tätigkeiten ausübt, hat das Nachsehen. So stagniert die Stundendsatzforderung von Administratoren bei 55 Euro, während sich Berater (74 Euro), Trainer (67 Euro), Softwareentwickler (64 Euro) und Qualitätssicherungsexperten (63 Euro) in den vergangenen sechs Monaten finanziell verbesserten. Unangefochtene Gewinner sind aber die Projektleiter, die ihr Durchschnittshonorar von 76 auf 78 Euro erhöhten.

Alter und Erfahrung kosten mehr

Generell gilt: Je älter und berufserfahrenerer die IT-Freiberufler sind, desto höher fallen ihre Honorarforderungen aus. So profitierten von den höheren Stundensätzen ausschließlich IT-Freiberufler ab Mitte 30. Während 40- bis 44-Jährige einen Stundensatz von 73 Euro fordern, begnügen sich Freiberufler, die jünger als 35 sind mit neun Euro weniger. Ebenso zu Buche schlägt sich die Berufserfahrung: Einsteiger und Freiberufler mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung siedeln sich bei 50 Jahren an, erfahrene Hasen verlangen nach 20 und mehr Jahren im Job zwischen 71 bis 74 Euro.

Trotzdem bleiben letztere gefragt, sagt Stefan Symanek von Gulp: "Projektanbieter kontaktieren immer häufiger IT-Selbständige im Alter von über 40 Jahren und mit mehr als 20-jähriger Berufspraxis. Das hat vor allem demografische Ursachen. Auch die IT-Freiberufler werden immer älter. Neuer Nachwuchs rückt so gut wie keiner nach." Mittlerweile haben schon zwei Drittel aller IT-Selbständigen die 40 überschritten.

Teures Pflaster Frankfurt

Auch wenn quer durch die Republik alle Freiberufler höhere Stundensätze fordern, macht die Region noch einen großen Unterschied. Im Frankfurter Raum verlangen selbständige IT-Profis mit 73 Euro die höchsten Honorare, gefolgt von Düsseldorf-Köln-Bonn, Bayern und Hamburg. Wesentlich bescheidener fallen mit 63 beziehungsweise 66 Euro die Forderungen von IT-Selbständigen aus Halle-Leipzig-Dresden sowie dem Berliner Raum aus. Im Ländervergleich liegen deutsche IT-Freiberufler allerdings noch deutlich hinter ihren Schweizer Kollegen, deren allgemeiner Stundensatz aktuell 86 Euro beträgt. (am)