Honorare bleiben unter Druck

10.01.2006
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Anwender fördern Strukturwandel

Die Kunden profitieren nicht nur von den niedrigen Preisen, sie fördern mit ihrem geänderten Einkaufsverhalten den Strukturwandel in der IT-Dienstleistungsbranche. Anwenderunternehmen vergeben nur noch überschaubare Projekte, laut Matzke legen sie sich auf maximal 120 Manntage fest. Länger laufende Vorhaben werden zerstückelt und mit Sollbruchstellen versehen, an denen der Auftrageber aussteigen kann, wenn er mit der gelieferten Leistung nicht zufrieden ist. Zudem bündeln vor allem Großunternehmen ihren konzernweiten Bedarf. Sie vereinbaren mit den IT-Dienstleistern Rahmenverträge mit erheblich rabattierten Tagessätzen. Die einzelnen Fachbereiche können dann Kapazitäten je nach Bedarf und zu den vereinbarten Bedingungen abrufen.

Tagessätze in Euro

2000

2001

2002

2003

2004

2005*

Junior Consultant

790

730

690

650

640

640

Consultant

870

830

780

730

700

690

Senior Consultant

1310

1290

1250

1200

1220

1220

Director Consultant

1670

1550

1500

1450

1500

1550

Junior Partner

1980

1890

1850

1820

1850

1920

Partner

2850

2700

2550

2500

2500

2530

Die von Forrester erhobenen Tagessätze können in Deutschland um 20 Prozent nach oben und bis zu 20 Prozent nach unten abweichen. *Schätzung; Quelle: Forrester Research

Wenngleich indische IT-Dienstleister hierzulande noch keine großen Projekte gewinnen konnten, haben sie dennoch deutliche Spuren im IT-Servicemarkt hinterlassen. "Jeder Kunde lädt in Ausschreibungen wenigstens einen indischen Anbieter ein, und sei es nur, um den Preis zu drücken", berichtet Matzke. Die meisten in den Industrienationen beheimateten IT-Dienstleister haben längst auf diese Herausforderung reagiert und Near- beziehungsweise Offshore-Center in Niedriglohnländern installiert, während die indischen Anbieter mit eigenen Niederlassungen nach Europa kommen. Allesamt streben sie an, den Kunden mit einem Mix aus Vor-Ort- sowie Near- und Offshore-Kräften gute Arbeit zu günstigen Preisen zu liefern. Forrester Research schätzt, dass Anbieter 30 bis 40 Prozent der Projektarbeiten in Niedriglohnländer verlagern.

Mainframe-Experten sind gefragt

Die neue Lieferkette und die Abkehr der Anwender von großen ERP- und SAP-Projekten haben zudem zu einer Nachfrage nach neuen Consultant-Typen gesorgt, die es derzeit in Deutschland nicht in ausreichendem Maße gibt. Erforderlich sind zum einen koordinierende Berater mit guten Kundenkontakten und ausgeprägtem IT- oder Fach-Know-how, zum anderen Spezialisten für bestimmte technische und fachliche Herausforderungen. "Erfahrene Berater sind derzeit rar. Die wenigen mit dem erforderlichen Fachwissen ausgestatteten Consultants verdienen sehr viel - übrigens auch in Indien", warnt Matzke. Mangel an Arbeitskräften gibt es zudem bei den Entwicklern für Mainframe-Applikationen, im Bereich Application Enterprise Integration sowie in einigen vertikalen Segmenten. Matzke nennt hier insbesondere Berater, die sich mit Kernbankensystemen auskennen.