Tymshare auf bevorzugtem Beobachterposten

Home-Timesharing: Neuer Markt im Aufbruch

12.09.1980

MÜNCHEN - Gegenwärtig sind es erst rund 8000, doch schon Ende 1981 werden es 100 000 Teilnehmer sein, die sich ansonsten ungenutzte Feierabend- und Wochenend-Großrechnerleistung gegen Entgelt ins private Heim holen. Diesen in den USA soeben erst entstandenen Markt- auf Lieferantenseite stehen ganze zwei Anbieter - haben die International Resource Development (IRD) Inc., Norwalk, und die International Data Corporation (IDC) Waltham, untersucht.

Die Konsumenten strömen förmlich zusammen, um sich "Home-Timesharing"-Dienste zu sichern; so beschreibt es eine 148-Seiten-Studie der IRD. "Consumer-Timesharing" - so der ebenfalls verwendete Begriff bieten derzeit die zwei Dienstleistungsfirmen "The Source" und "CompuServe" an; doch prophezeit der IRD-Report (Titel: Consumer Time-Sharing Services), daß innerhalb der nächsten drei Jahre zusätzlich mehrere größere Gesellschaften in diesen Markt hineingehen werden.

Die Gesamtumsätze aus diesen Serviceleistungen schätzt IRD auf rund eine Milliarde Dollar jährlich noch vor Ende der achtziger Jahre. Der Hauptanteil dieser Einnahmen werde auf die Nutzung solcher Rechner- und Netzleistungen entfallen, die anderenfalls wegen Feierabend- und Wochenend-Ausfallzeiten brachliegen würden.

Die Nachfrage nach Home-Timesharing, berichten die Marktforscher, war unlängst so hektisch, daß die Computer überlastet waren. Inzwischen seien The Source und CompuServe dabei, ihre Kapazitäten auszubauen, um den etwa im Laufe des nächsten Jahres erwarteten zehnfachen Zuwachs an Abnehmern auffangen zu können.

In diesem Zusammenhang hat The Source eine Vereinbarung mit Tymshare, einem der größten kommerziellen Timesharing-Anbieter, getroffen, in Freistunden Tymshare-Rechner nutzen zu können.

CompuServe kann sein Home-Geschäft im Bedarfsfall mit zusätzlichen eigenen Rechnerkapazitäten betreiben. Charles W. Newton, für die Untersuchung verantwortlicher Mitarbeiter der IRD, kommentiert: "Tymshare war so clever, sich in eine Position zu bringen, von der aus sich die Entwicklung auf dem Consumer-Timesharingmarkt genauestens verfolgen läßt, ohne gleich mit neuen Investitionen in dieses Geschäft einsteigen zu müssen."

Die etablierten Tymesharing-Organisationen, die für eine Bedienung auch dieses neuen Marktes in Frage kommen, sind aus Newtons Sicht vor allem General Electric Information Services und Boeing Computer Services. Doch dürften noch einige Jahre vergehen, bevor der Markt über die jetzige Stammkundschaft von - so der Report- "Hobbyisten und betuchten Liebhabern von Kinkerlitzchen" hinausgewachsen ist.

Andererseits stellt der Bericht klar daß die genannten Kundenkategorien auch schon für sich allein genommen für gute Umsatzzuwächse bis 1985 sorgen dürften, einfach weil die Dienste US-weit angeboten werden. Nach Newtons Darstellung werden zehn Prozent der für 1981 erwarteten eine Million Anwender von Home Computern (in USA) - mithin 100 000 - auf die Timesharing-Dienste vom heimischen Sessel aus zugreifen.

In einem Interview-Programm, des zeitgleich mit der IRD-Untersuchung ablief, wurden alle führenden kommerziellen Timesharingfirmen gefragt, welche Entwicklung sie auf dem Consumer-Timesharingmarkt in den nächsten fünf Jahren voraussähen. Die Antworten, berichtet Newton, schwankten zwischen vorsichtigem Optimismus und tiefer Skepsis.

CompuServe, merkt Newton abschließend an, ist kürzlich von der Steuerberatungsgesellschaft H. & R. Block übernommen worden. Daraus leitet er ab, daß dem amerikanischen Steuerzahler in absehbarer Zeit ein elektronischer Beratungsdienst zur Verfügung stehen könnte, der die Rechner des Fiskus glatt austricksen könnte.

Von einem anderen Vorgang um CompuServe berichtet IDC: Eine ausgewählte Gruppe von Teilnehmern am interaktiven Zwei-Wege-Service "QUBE", den die Warner Amex Cable Communication bietet, soll Zugang zum Informationsnetz der CompuServe erhalten. Zu diesem Zweck werden mindestens 100 "Atari"-Personal Computer bei QUBE-Kunden installiert werden.

Atari ist eine Tochtergesellschaft des Medienkonzerns Warner Communication Brs. Die Timesharing-Dienste sollen umfassen

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