Hoffen auf die Sonderkonjunktur

14.12.1990

Die herkömmliche Grobsegmentierung des Marktes in Hardware- und Software-Industrie dürfte endgültig der Vergangenheit angehören. Dafür sprechen sinkende Umsätze und Margen, dafür spricht auch der rasch wachsende Sektor der DV- und Kommunikations-Dienstleistungen. Wo Integration geleistet wird, sei es von Anbietern "intelligenter Netze", sei es von Generalunternehmern, die mit weltweiten Niederlassungen glänzen können, spielt die Musik. Die einstigen Hard- und Softwarestars geraten immer mehr in die Rolle abhängiger Zulieferer der wenigen großen Universalanbieter.

Da verwundert es nicht, daß der Jahresrückblick auf ein eher dürftiges Panorama gerichtet ist. Die Softwaregiganten müssen sich nach der Decke strecken, detailliert nachzulesen in nebenstehendem Artikel. Und die europäische DV-Industrie, gemeint sind hier im wesentlichen die noch stark Hardware-orientierten Hersteller, haben die Japaner im Nacken (siehe Seite 43).

Vor einem derartigen Hintergrund könnten sich dann die beiden Szenarien im Mittelteil dieses Schwerpunktes als allzu rosige Prognosen abheben. Dennoch: Der Zug der offenen Systeme rollt, keine Frage. Und die Kundenforderung per se, nämlich die nach flexiblen, anwenderfreundlichen Benutzeroberflächen, scheint nicht mehr ganz so realitätsfern zu sein, wie noch vor ein bis zwei Jahren (siehe Seite 33). Über diese Tools könnte sich ein neuer Wachstumsschub ergeben. Die Massenmärkte sind noch aufnahmefähig.

Die User der klassischen Dienstleister im Telekommunikations-Bereich sehen eine ganze Palette von nützlichen, aber auch verspielten Endgeräten vor sich (siehe Seite 41). Und diese finden auch ihren Markt. Ob es sich um das mobile Telefon handelt, das mobile Faxgerät oder gleich den weltweit vernetzbaren Portable.

Die deutsche Sonderkonjunktur wird gerade dieses Marktsegment der multifunktionalen Endgeräte mit ihren jeweils passenden Mehrwertdiensten unterstützen. Hierzulande wird es sich nicht um Lifestyle-Kinkerlitzchen handeln, sondern am Kommunikations-Tools, ohne die mit und in der ehemaligen DDR kein Geschäft zu machen ist. bi