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Hintergrund: CRM-Spezialisten werden rar

13.09.2005

Glaubt man Larry Ellisons Worten, dann war insbesondere Siebels Hosting-Strategie ein Grund für den Kauf. Damit düpiert Oracle den Datenbankrivalen IBM, der die Hosting-Infrastruktur stellt. Die unausweichlichen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit Siebel wollte Big Blue lieber nicht kommentieren. IBM konkurriert mit Oracle auch bei Integrationslösungen und Applikations-Servern. Mit Siebel verliert Big Blue zudem einen weiteren Applikationspartner für die eigene "Websphere"-Plattform. Auch Peoplesoft und J.D. Edwards hatten ihre Systeme für Websphere optimiert.

Was wird aus Siebels .NET-Kurs?

Betroffen von der Übernahme ist auch Microsoft. Einerseits vermarkten die Redmonder eigene CRM-Lösungen für den Mittelstand, die auch mit Oracles Produkten konkurrieren, andererseits hatte Siebel seine Software an die Plattform .NET angepasst. Mit dieser Initiative will Microsoft seine Infrastruktur im Highend etablieren. Siebel-Kunden können wählen, ob sie ihre Produkte unter .NET oder J2EE betreiben möchten. Obwohl Oracles eigene Infrastruktur "10g" mit .NET konkurriert, wird die Ellison-Company nicht ohne weiteres die .NET-Anpassung der Siebel-Software aufgeben können. Gleiches gilt für die Datenbankunterstützung: Während Oracles E-Business-Suite ausschließlich die hauseigene Datenbank nutzt, arbeiten Siebel-Programme auch mit Systemen von IBM und Microsoft zusammen.

Ähnlich wie schon bei den Peoplesoft-Lösungen muss Oracle wohl oder übel die Schnittstellen zu konkurrierenden Datenbanksystemen aufrecht erhalten. Es dürfte Oracle schwer genug fallen, die Siebel-Kunden zu halten, drastische Maßnahmen wie das Aufkündigen von Produktfunktionen wären zumindest kurzfristig fehl am Platz. Siebel soll nach Bekunden Oracles das Zentrum der CRM-Entwicklung bilden. Was dies für die bestehenden CRM-Produkte des Hauses bedeutet, bleibt vorerst im Dunkeln. Mittlerweile verfügt Oracle durch Zukäufe über fünf CRM-Linien (Oracle, J.D. Edwards, Peoplesoft, Retek und Siebel). Diese setzen zwar verschiedene Schwerpunkte, letztlich dienen sie aber alle dem gleichen Zweck.