CW-Kolumne

Hilft Prism den CIOs?

25.06.2013
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Schlimmer hätte es für die großen amerikanischen IT-Anbieter nicht kommen können: Die Enthüllungen um das Schnüffelprogramm Prism haben sie als „Kollaborateure von Geheimdiensten“ gebrandmarkt.
Heinrich Vaske, Chefredakteur COMPUTERWOCHE
Heinrich Vaske, Chefredakteur COMPUTERWOCHE

Und sie haben das Potenzial, wichtige Trends, von denen diese Player leben wollen, zu desavouieren. Cloud Computing, Big Data, Social Enterprise – überall, so scheint es nun, droht der Kontrollverlust über Daten. Den Geheimdiensten entgeht nichts. Reflexartig springen nun die verschiedenen Interessengruppen auf und nutzen die Gunst der Stunde. Die Datenschützer zum Beispiel: „Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um zu vermuten, dass Daten, die zur Terrorabwehr gesammelt werden, auch in ganz anderen Bereichen genutzt werden“, lautete die verschwörerische Botschaft von Alexander Dix, Datenschutzbeauftragter aus Berlin.

Deutsche Verbände und ITK-Unternehmen trommeln für hiesige Angebote, als hingen Anbieter wie die Telekom nicht am selben unsicheren Internet wie die USPlayer und als könne sich der BND nicht ebenfalls Zugang auf Nutzerdaten verschaffen wie seine US-Pendants. Und irgendwie vermitteln sie, ohne mit der Wimper zu zucken, den Eindruck, als sei es ein Leichtes, die Angebote von Konzernen wie Google, Facebook oder Amazon binnen Wochen nachzubauen und ihre Nutzer in die vermeintlich heile Welt der deutschen ITK-Anbieter zu beamen.

Nötig ist jetzt eine besonnene, differenzierte Betrachtungsweise – denn eigentlich hat sich nicht viel verändert. Gute IT-Manager haben die Compliance im Griff. Sie sorgen schon lange dafür, dass geschäftskritische E-Mails verschlüsselt werden. Sensible Daten werden sie nicht in die Public Cloud laden, allenfalls in die private. Die Social-Web-Nutzung regeln Policies. Facebook-Netzwerke auf Unternehmensebene werden nicht zugelassen. Allerdings haben es viele CIOs mit einer wachsenden Schatten-IT zu tun. Manchen droht die Kontrolle zu entgleiten. Vielleicht sind die Vorgänge um Prism nicht einmal das Schlechteste, was IT-Chefs passieren konnte.