Mobbing von oben

"Hilfe, mein Chef ist unfähig"

04.04.2007
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Sich selbst mögen schützt

Was also tun, wenn das Verhältnis zum Vorgesetzten unerträglich wird? Der grundsätzlichste Rat ist nicht für jeden leicht zu befolgen: sich selber mögen. Wer mit sich selbst im Reinen ist, läuft geringere Gefahr, schlecht behandelt zu werden. Passiert es ihm doch, kann er seine Selbstachtung besser schützen.

Ohne sich grundlos schuldig zu fühlen, sollte man analysieren, ob man selbst zu der misslichen Situation beigetragen hat. Es könnte sein, dass der Chef Recht hat. Der Bewerbungsberater Gerhard Winkler hat einen Katalog aus 20 Fragen ("Erkennst du von allein, was zu tun ist?" "Packst du von selbst an, was anliegt?") erarbeitet, die sich jeder selbst beantworten kann. Vorgesetzte sind oft völlig überrascht, wenn sie zum Beispiel durch ein 360-Grad-Feedback, wie es für SAP-Manager üblich ist - erfahren, wie sie auf Mitarbeiter wirken. Letzteren ginge es nicht anders.

Liegen Problem und Fehlverhalten jedoch beim Chef, so empfiehlt es sich, jede Ungerechtigkeit, jeden Übergriff sogleich zum Thema zu machen. Mobbing-Berater Ketnath: "Fragen Sie sofort: Was meinen Sie damit? Achten Sie auf Körpersprache." Von massiven Zusammenstößen sollte man ein Protokoll anfertigen, solange die Erinnerung noch frisch ist.

Opfer brauchen Objektivität

Mobbing-Opfer suchen oft verzweifelt nach ihrem eigenen Anteil an der Misere. Um die Situation wieder rational einschätzen zu können, kann man sich der professionellen Hilfe eines Geschulten versichern, der den nötigen Abstand hat, um ein objektives Bild zu gewinnen. Ketnath: "Ich erfrage wie ein Anwalt oder Polizist den Tathergang."

Informatives und Lustiges zum Weiterlesen

  • Susanne Reinker: Rache am Chef. Die unterschätzte Macht der Mitarbeiter. Econ Verlag, Berlin 2007, 204 Seiten, 16,95 Euro. Die Frustrierten schlagen zurück. Mal mit innerer Kündigung, mal drastischer. Große Zeitungen schreiben gerne darüber.

  • Ralf Brinkmann, Kurt H. Stapf: Innere Kündigung. Wenn der Job zur Fassade wird. C.H. Beck Verlag, München 2005, 220 Seiten, 16,90 Euro. Die zwei Psychologieprofessoren haben ein Standardwerk geschaffen. Wissenschaftlich fundiert und flüssig zu lesen.

  • Mathias Schüz, Stephen Wirth, Aiko Bode: Lügen in der Chefetage. Gesammelte Unwahrheiten aus dem Management. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2006, 294 Seiten, 24,90 Euro. Ein subversiver Sprachführer. Lernen Sie, was es wirklich heißt, wenn ein Manager sagt: "Wir halten zusammen!"

  • Corinne Maier: Die Entdeckung der Faulheit. Von der Kunst, bei der Arbeit möglichst wenig zu tun. Goldmann Verlag, München 2006, 160 Seiten, 6,95 Euro. Innerlich gekündigt und zufrieden so geht. Maiers Ratschläge passen allerdings am besten auf Großunternehmen. Elegant und witzig geschrieben.