Hilfe kommt per Knopfdruck

29.11.2004
Der Automobilzulieferer Continental hat traditionelle und virtuelle Schulungs-methoden kombiniert, um 5700 SAP-Anwender an 40 Standorten zu trainieren.

Beim Kfz-Zulieferer Continental wurden im Zuge der SAP-Umstellung zahlreiche Prozesse im Geschäftsbereich Reifen harmonisiert. Die Anwender mussten daher zunächst mit den veränderten Abläufen vertraut gemacht werden. Erst im nächsten Schritt sollten sie lernen, die verschiedenen Transaktionen im SAP-System abzuwickeln. Nach einer Auftaktveranstaltung starteten die ersten Schulungen mit den rund 100 SAP-Modulverantwortlichen der einzelnen Standorte. Die Trainings für diese "Key-User" fanden in der Hannoveraner Unternehmenszentrale statt.

Im Anschluss daran wurden weitere 400 Spezialisten für die einzelnen Teilprozesse der SAP-Module, die "Power-User", geschult. "Durch das Feedback der beiden Gruppen hatten wir die Chance, die Trainingsunterlagen zu verbessern und die Inhalte noch mehr auf die Bedürfnisse der Anwender zuzuschneiden", beschreibt Angela Werner, Managerin IT Transition and Training, die Vorteile des mehrstufigen Schulungskonzeptes.

Nach einer ausführlichen Vorbereitungsphase fanden die Schulungen aller 5700 Anwender zunächst in Amerika und dann in Europa statt. An insgesamt 40 Standorten wurden sie in Gruppen von maximal zwölf Personen trainiert - jeweils in ihrer eigenen Landessprache. Im Zentrum stand dabei eine speziell für Continental entwickelte Online-Hilfe. "Die Aufgabe der rund 75 internationalen Trainer war es nicht, ihr gesamtes SAP-Wissen an die Anwender weiterzugeben. Stattdessen haben wir den Nutzern beigebracht, ihre tägliche Arbeit mit der Online-Hilfe selbst zu meistern", erklärt Angelika Bäumer vom Dienstleister DA Consulting Group, mit dem der Automobilzulieferer die Schulungen konzipierte und organisierte.

Die Online-Hilfe steht den SAP-Usern auch nach den Trainings weiter in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Die Nutzer erreichen das Tool entweder über das Lernzentrum auf dem Intranet der Continental AG oder über einen Hilfe-Button direkt aus der SAP-Anwendung heraus. Das Tool bietet auch Demos zu den verschiedenen Prozessen sowie ein interaktives Übungsprogramm.

Schulungen für 15 europäische Länder in fast ebenso vielen Sprachen zu organisieren würde eine komplexe Aufgabe werden - dessen waren sich die Projektleiter bei Conti bewusst. Darum besuchte das Team direkt nach Abschluss der Trainings in Amerika nacheinander alle Niederlassungen in Europa: Mit den Verantwortlichen der einzelnen Standorte wurden Trainingspläne geschrieben, diskutiert, wieder verworfen und neu zusammengestellt. Ziel war es, das Zeitfenster von acht Wochen, das für die Schulungen zur Verfügung stand, auszunutzen. "Es war eine enorme logistische Herausforderung, die verschiedenen Variablen wie nationale Feiertage, die Kapazitäten der Trainer und Anwender oder die Reservierung von Schulungsräumen in so vielen Ländern zu synchronisieren", weiß Jean-Jacques Sauvaget, Manager Business Transition and Training bei Continental.

Online-Nachschlagewerk

Trotzdem konnten die Schulungen pünktlich zum Produktivstart des SAP-Systems in allen 19 Ländern abgeschlossen werden. Dabei blieb Conti sogar noch leicht unter dem veranschlagten Budget. Auch die Resonanz der Nutzer ist viel versprechend: Bereits in den ersten Wochen verzeichnete der Automobilzulieferer rund 300 000 Zugriffe auf die Online-Hilfe. "Vor diesem Projekt hatten wir praktisch keine Erfahrung damit, wie Hilfe zur Selbsthilfe in einem Trainingsprojekt angenommen wird", sagt Werner. "Heute sind wir jedoch überzeugt, dass es der richtige Weg war. Denn durch die Online-Hilfe werden die SAP-Nutzer nachhaltig unterstützt und auch bei ihrer täglichen Arbeit mit dem System nicht allein gelassen."

Mit Abschluss des Projektes geht das System jetzt in die Verantwortung der Continental AG über. Ab sofort sind die SAP-Modulverantwortlichen dafür zuständig, die Inhalte regelmäßig zu aktualisieren und die Online-Hilfe kontinuierlich weiterzuentwickeln. "Mit dieser Lösung steht uns ein ausbaufähiges Werkzeug zur Verfügung, das wir auch künftig als Basis für unsere SAP-Trainings einsetzen werden", so die Trainings-Managerin. (hk)