Störungsfreie Datenübertragung per Lichtwellenleiter

High-Tech-Unternehmen setzen auf optisch Übertragungstechnik

09.11.1990

Optische Übertragungssysteme sind der sicherste und schnellste Weg zur Übertragung von Daten, Meßwerten und Steuerimpulsen sowohl im Verwaltungsbereich als auch in Forschung und Produktion. Insbesondere bietet sich diese Übertragungstechnik im industriellen Bereich an, wenn mit elektrischen und magnetischen Störungen zu rechnen ist.

Darüber hinaus gewinnt diese Technik beim Aufbau komplexer lokaler Netzwerke (LAN) immer mehr an Bedeutung, denn es lassen sich größere Entfernungen als mit der Kupfertechnik problemlos überbrücken.

Optische lokale Netzwerke kommen in nahezu allen Industriebranchen zum Einsatz, aber auch in Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen wie dem Kernforschungszentrum in Karlsruhe, im Landtag von Baden-Württemberg, der Börse in London etc. Dies ist ein Beleg für die vielseitige Einsetzbarkeit optischer LANs, die auch bereits vorhandene Segmente in Kupfertechnik einbeziehen können.

Datenübertragung darf nicht unterbrochen worden

Verdeutlichen läßt sich die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten durch verschiedene industrielle Unternehmen. Einer der größten Industriekomplexe der Niederlande sind die Koninklijke Hoogovens und Staalfabriken in Ijmuiden. Täglich werden hier in fünf hochmodernen Hochöfen große Mengen von Eisenerz verarbeitet, die in zwei Fabriken zu Stahl veredelt und in zwei Walzwerken weiterbearbeitet werden. Trotz zahlreicher Störquellen muß eine einwandfreie Kommunikationsmöglichkeit zwischen den Gebäudekomplexen gewährleistet sein, denn nur dann ist ein reibungsloser Produktions- und Transportablauf gesichert.

Aus diesem Grunde verfügt dieses Unternehmen über ein leistungsfähiges Datenübertragungssystem, als dessen Grundlage Lichtwellenleiter dienen. Unter schwersten Bedingungen, hohen Temperaturen und großer Beanspruchung darf es zu keinen Unterbrechungen der Datenübertragung kommen. Inzwischen sind rund 6000 Meter Glasfaserkabel verlegt, wobei die einzelnen Segmente des Netzes über 17 Sternkoppler verbunden sind.

Auch bei der Vereinigten Österreichischen Stahl AG, einem High-Tech-Unternehmen mit 50000 Mitarbeitern, bildet ein optisches Übertragungsnetz das Rückgrat für die Kommunikation unterschiedlichster Rechner. Nicht nur die hohen Datenmengen, sondern auch die große Entfernung zwischen einzelnen Gebäuden führten fast zwangsläufig zur Entscheidung, ein optisches LAN aufzubauen. Etwa 40 aktive Sternkoppler sind bereits im Einsatz, ständige Erweiterungen des Netzes werden durchgeführt.

Im Bereich der Automobilindustrie, bei chemischen Unternehmen, in metallbearbeitenden Betrieben, aber auch zum Beispiel bei der Firma Kodak, dem weltweit größten Fotokonzern, haben optische LANs in den vergangenen Jahren Pluspunkte gesammelt. Bei Kodak kann beispielsweise ein Netzwerk auf der herkömmlichen

Kupferkoaxial-Technik aus baulichen Gründen nicht in Frage. Deshalb mußten Kabelwege parallel zu Starkstromleitungen benutzt werden. Potentialunterschiede zwischen den verschiedenen Gebäuden hätten besondere Maßnahmen erfordert.

Beim Aufbau des Netzes in Kupferkoaxial-Technik wären zahlreiche Repeater notwendig geworden, die beim optischen LAN entfallen konnten. Heute sind bei der Kodak AG in Stuttgart und einer auf der Schwäbischen Alb liegenden Fertigungsstelle Sternkoppler im Einsatz, die ungefähr 400 Endgeräte (Bildschirme, Drucker, Plotter, Rechner und Workstations) miteinander verbinden. Die vernetzten Geräte werden in der Entwicklung, der Fertigung und der Fertigungsplanung eingesetzt und sind eine wesentliche Voraussetzung für den Einsatz von CAD, CIM und CAE.

Für den Aufbau maßgeschneiderter optischer LANs, die auch vorhandene Netzsegmente einbeziehen, ist ein Hohes Maß an Flexibilität im Bereich der Sternkoppler notwendig. An Sternkoppler können beispielsweise über entsprechende Interface-Karten unterschiedlichste Übertragungsmedien angeschlossen werden, so zum Beispiel :

- Ethernet-Koaxkabel (10Base-5),

- Cheapernet-Koaxkabel (10Base-23),

- LWL-Kabel 50/125 m, 85/125 m und 1007140 m, Transceiver-Kabel (AUI-cable) und

- Twisted-Pair-Kabel.

Die Sternkoppler sind beispielsweise mit LWL-Interface-, Koax-Interface-, Twin-Transceiver- und Twisted-Pair-Interface-Karten bestückbar. Die Bestückung kann gemischt oder nur mit Karten eines Typs erfolgen. Dadurch können die verschiedensten Netze realisiert werden:

- Netze auf der Basis von Koaxkabeln (10Base-5, 10Base-2) nach IEEE 802.3,

- Netze auf der Basis von Lichtwellenleitern mit Transceiver-Schnittstellen nach IEEE 802.3,

- gemischte Netze auf der Basis von Koax-Kabeln und Lichtwellenleitern.

Bezieht man die Störsicherheit der Lichtwellenleitertechnik, ihre große Reichweite und die Kostenvorteile ein, die sich durch die einfache Verlegung ergeben, so läßt sich mit Sicherheit sagen, daß die optische Übertragungstechnik insbesondere beim Aufbau optischer LANs, aber auch bei der Maschinensteuerung etc. verstärkt in alle Bereiche vordringt, in denen die Kupfertechnik an ihre technischen Grenzen stößt.

Dr. Lothar Ulsamer ist Leiter der Abteilung Publizistik bei der Hirschmann GmbH in Esslingen.