Gastkommentar

High-Tech an die Börse?

19.11.1998
Werner Schauerte Deutsche Venture Capital Gesellschaft (DVCG), Frankfurt am Main.

Wenn Unternehmen, die noch nie eine Mark Gewinn gemacht haben, an der Börse plötzlich viele Millionen wert sind wie beispielsweise Yahoo, oder aber in Rekordzeit zum Sanierungsfall werden wie etwa Netscape, wird sich der eine oder andere Sparkassen-Betriebswirt darin bestätigt sehen, daß es sich bei High-Tech-Kursen um eine gigantische Spekulationsblase handelt, die nun geplatzt ist. In der Tat notiert die Nasdaq gegenwärtig auf niedrigerem Niveau als vor einigen Jahren, am Neuen Markt in Frankfurt am Main und an der Esdaq in Brüssel sieht es nicht viel besser aus. Neue Börseneinführungen gestalten sich im Moment schwierig. So mancher Börsengang wurde verschoben; offiziell auf 1999, in der Praxis wohl eher auf den Sankt Nimmerleinstag.

Hat es für Venture-Capital-Fonds noch Sinn, in Neugründungen zu investieren, wenn die Aussicht auf einen mit dem Börsengang des jungen Unternehmens verbundenen lukrativen Ausstieg so schnell nicht mehr besteht? Sollten diejenigen, die in den letzten Monaten mit dem Gedanken einer eigenen Gründung gespielt haben, vielleicht doch ihre Pläne begraben und das Verhältnis zum gegenwärtigen Arbeitgeber noch einmal wohlwollend überdenken?

Auch das wäre unter Umständen falsch. Die aktuelle Situation ist gar nicht so wechselhaft, wie sie manchen scheint. Eines gilt nämlich immer: Nur mit solidem Management-Handwerkszeug ist ein nachhaltiger Firmenwert zu schaffen. Ein Unternehmen, das die Gründungs- und Wachstumsphase überstanden hat und stabile Umsätze und Gewinne ausweisen kann, ist zu jeder Zeit ein Börsenkandidat.