IT im Maschinenbau/Downsizing - jetzt auch bei CAD/CAM

High-end-Anwendungen werden durch Produkte-Mix PC-faehig

19.04.1996

CAD/CAM-Applikationen sind fuer rechnerintensive Volumenmodellierung bekannt, sie implizieren umfangreiche Berechnungen bei der NC-Programmierung und zaehlen auch bei den Grafikanforderungen zu den High-end-Anwendungen. Damit stellten CAD-Anwendungen schon immer hohe Anforderungen an Hard- und Software und schienen geradezu praedestiniert fuer Host- oder Workstation-Installationen. Aber gerade hier bahnt sich ein Umdenken an, denn aktuelle Entwicklungen haben die Voraussetzungen fuer neue Alternativen zu Host-Installationen und Workstations geschaffen.

Ein Beispiel fuer ein erfolgreiches Downsizing gibt die Firma Mueller-Weingarten AG im gleichnamigen oberschwaebischen Ort. Das Unternehmen gilt als einer der weltweit groessten Hersteller von mechanisch-hydraulischen Pressen.

Mueller-Weingarten hatte sich schon relativ frueh fuer den Einsatz von CAD-Techniken entschieden. Die Wahl fiel damals auf ein System, das auch bei den Hauptkunden in der Automobilindustrie weit verbreitet ist. Die Hardware (Host) war vorhanden. "Wenn unsere Kunden dieses System einsetzen, dann kann das nicht so falsch sein, und ausserdem stellt der Datenaustausch dann sicher kein Problem dar" - das waren unter anderem damals die Ueberlegungen.

Doch ueber die Jahre hinweg erwies sich, dass das gewaehlte System hauptsaechlich fuer die Autoindustrie konzipiert war und weniger den Anspruechen des Maschinenbaus genuegte.

"Wenn wir umfangreiche 3D-Modelle konstruieren wollten, dann war das nur nach Feierabend moeglich, weil dann der Host-Rechner freie Kapazitaet hatte", sagt Matthias Schmich, DV-Org.-Leiter bei Mueller-Weingarten. "Ausserdem ist die 2D-Arbeitsweise fuer unser Produktspektrum und die Auftragsabwicklung besser geeignet. Aber leider hatte das ,alte' System gerade darin nicht seine Staerke."

Aus diesen Ueberlegungen heraus wurde vor mehr als zwei Jahren eine grundsaetzliche Neuausrichtung der CAD-Strategie in Verbindung mit einem uebergreifenden Downsizing-Konzept angestellt.

In den damaligen Auswahlprozess bezog man alle namhaften Anbieter von CAD-Systemen ein. Ein umfangreicher Forderungskatalog wurde erstellt, und vor allem nahm die Akzeptanz des neuen Systems durch die Anwender einen zentralen Stellenwert ein. Schon nach relativ kurzer Zeit zeigte sich bei den Systemvergleichen, dass die PC- Systeme enorm aufgeholt hatten und dass auf PC-Plattform speziell Autocad ueberzeugte.

Allerdings wurde nicht das "pure" Programm in die naehere Auswahl genommen, sondern in Kombination mit der speziell fuer den Maschinenbau entwickelten Loesung "Genius". Die endgueltige Entscheidung fiel dann allerdings auf Autocad in Verbindung mit dem PDM-System CADIM/ EPD. Wichtig war auch, "dass wir erkennen konnten, dass sich hier auch im 3D-Bereich einiges tun wird".

Ergebnis der Umstellung ist, dass in der Zwischenzeit anstelle der urspruenglich 40 Arbeitsplaetze des alten Systems 100 neue installiert sind - mit weiterhin wachsender Tendenz. In der Werkzeuge GmbH wurden die bestehenden 3D-Anwendungen auf Workstations mit den alten Systemen migriert, da dort Flaechenmodellierung und NC-Bearbeitung im Vordergrund stehen. Auch dort bestehen heute zusaetzliche PC-Arbeitsplaetze.

Eine nicht zu unterschaetzende Aufgabe war die Uebertragung der Daten auf das neue System. Hier war hilfreich, dass fast alle anderen CAD-Systeme entweder eine DXF- oder eine DWG-Schnittstelle anbieten. Dennoch steckt auch hier der Teufel im Detail. Eigene Layer-Konventionen und spezifische Zeichnungsstandards sollten natuerlich beibehalten werden. Hierfuer gibt es aber eine grosse Anzahl von Applikationen und Dienstleistern am Markt.

Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung zeigt, dass die Kosten, die sich im wesentlichen aus der Investition in Autocad, in die neue Hardware und in Trainingsmassnahmen zusammensetzten, sich in sehr kurzer Zeit amortisierten, da die Grossrechner-Hardware durch reduzierte Kapazitaet schrumpfen konnte. Die Einsparungen bestanden hauptsaechlich aus minimierten Wartungsgebuehren fuer Hardware und Software des alten Systems. In diese Berechnung floss auch die gesteigerte Produktivitaet im Vergleich zum alten System mit ein.

Kurz & buendig

Frueh entschloss man sich beim Maschinenbauer Mueller-Weingarten fuer den Einsatz von CAD. Doch war das erste System auf die Automobilindustrie hin konzipiert und hatte gravierende Schwaechen bei der 3D-Darstellung, so dass komplizierte Maschinen wie etwa mechanisch-hydraulische Pressen sich nich sinnvoll in 3D abbilden liessen. Autocad auf PC in Verbindung mit einem PDM-System wurde schliesslich der Problemloeser.

*Christian Kvech ist einer der Geschaeftsfuehrer der Maisberger & Partner GmbH in Muenchen.