Geld durch Auslagerung von Daten sparen

Hierarchisches Speicher-Management auch für C/S-Computing interessant

23.04.1999
MÜNCHEN (CW) - Das hierarchische Speicher-Management (HSM), bekannt aus der Großrechnerwelt, soll nun beim Client-Server-Computing stärker zum Zug kommen.

Die mehrstufige Auslagerung von weniger oft benötigten Daten auf kostengünstige Speichermedien kam bisher in C/S-Umgebungen kaum vor. Die Preise für Festplatten sanken kontinuierlich, und oft war es einfacher und billiger, dort zu investieren als in HSM-Software und passende Band- oder optische Speicher.

Das exponentielle Wachstum der Datenmengen durch das Internet fördert die HSM-Strategie. Die Marktforscher von IDC rechneten aus, daß sich der HSM-Markt von 249 Millionen Dollar im Jahr 1996 auf 308 Millionen Dollar ein Jahr später ausgeweitet hat. Zugleich schwellen die Datenmengen an: Wurden 1995 weltweit Speicher mit einem Fassungsvermögen von 21000 TB ausgeliefert, so sollen es im Jahr 2000 bereits 568000 TB sein.

Ein Hauptargument von Lösungsanbietern für HSM-Systeme ist weiterhin der Kostenaspekt. Größeren Speicherbedarf ausschließlich durch mehr Festplattenlaufwerke zu decken, führe auf Dauer zu diversen Engpässen: "Jede Festplatte benötigt eine eigene Stromversorgung, sieben Laufwerke einen separaten Controller inklusive Verkabelung, 50 Disks bedeuten einen weiteren Server", rechnet Michael Rail, Manager beim Speicheranbieter Masstor in der CW-Schwesterpublikation "Solutions Integrator" vor. Mit den Anschaffungskosten für die Festplatte sei es nicht getan, schließlich müßten Laufwerke und Server auch von Mitarbeitern gepflegt und verwaltet werden.

HSM reduziert demgegenüber die Datenmengen auf dem Server, was sich in kürzeren Backup-Zeiten, geringeren Supportkosten (für Server) und weniger Personal widerspiegelt. Zudem haben Analysten ausgerechnet, daß 80 Prozent der in einem Unternehmen gespeicherten Files inaktiv sind und problemlos auf Bandspeicher ausgelagert werden könnten.

Ein gravierender Nachteil von HSM im C/S-Umfeld ist die fehlende Interoperabilität zwischen verschiedenen Plattformen. Bislang unterstützen zwar Unix- und Novell-Betriebssysteme HSM, nicht aber Microsoft mit NT 4.0. Zudem beschränken sich die meisten HSM-Anbieter auf die Unterstützung von nur einer Plattform. Ausnahme bildet die IBM, die mit dem HSM-Modul der "ADSM"-Speichersoftware neben dem hauseigenen AIX auch Server unter Solaris und die Unix-Rechner von SGI unterstützt. Analysten schätzen Big Blues Marktanteil in diesem Segment auf über 57 Prozent. Speicherspezialist Veritas bietet nun ebenfalls ein HSM-Modul an und arbeitet zusammen mit Microsoft am File-System für NT 5.0. Zudem sollen HSM-Schnittstellen in Zukunft bereits in Datenbankanwendungen integriert werden, so daß auch einzelne Datensätze ausgelagert werden können. Diese Funktionen möchte Veritas zusammen mit Oracle entwickeln.