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Hewlett-Packard stampft Entwicklungsländer-Division ein

15.02.2006
Hewlett-Packard (HP) hat bereits im Oktober 2005 die hausinterne Geschäftseinheit aufgelöst, die für die Entwicklung von auf die Bedürfnisse von Entwicklungs- und Schwellenländer zugeschnittene Produkten zuständig war.

Die Emerging Market Solutions Group (EMSG) wurde im Jahr 2002 eingerichtet. Zu dieser Zeit hatten sich viele multinational agierende Unternehmen viel von Märkten in Entwicklungs- und Schwellenländern versprochen, die bislang noch nicht adressiert worden waren. Insbesondere Indien und China standen auf der Agenda der Marketiers von Weltkonzernen ganz oben. In diesen Ländern, so die Erwartung, sei die Nachfrage nach Technikprodukten wie PCs sehr hoch.

Allerdings zeigte sich in den folgenden Jahren, dass Bedarfsprognosen das eine ist, die Befriedigung der Nachfrage in solchen Ländern aber etwas anderes. Wegen der sehr geringen Pro-Kopf-Einkommen, dem vergleichsweise niedrigen Ausbildungsniveau sowie der unzureichenden Infrastruktur der Energieversorgung stellte sich das Vorhaben, im großen Stil in diese Länder technische Gerätschaft wie PCs zu verkaufen, als große Herausforderung dar, schreibt der Nachrichtendienst "Cnet".

HP hatte die Hoffnung, mit Produkten zu reüssieren, die auf die speziellen Bedingungen in diesen Ländern zugeschnitten waren. So entwickelte das Unternehmen solargetriebene Drucker und Digitalkameras für indische Anwender. Für den südafrikanischen Markt ersannen die HP-Ingenieure den "441"-Computer. Hierbei handelt es sich um einen PC, an dem gleichzeitig vier Benutzer in vier verschiedenen Sprachen arbeiten konnten.

Noch im Dezember schrieb Maureen Conway, seinerzeit Vice President der EMSG, HP werde 2005 Produkte auf den Markt bringen, die für die Masseneinführung in Entwicklungsländern geeignet seien. Aus solcherlei Plänen ist nie etwas geworden. Conway hat Hewlett-Packard mittlerweile auch den Rücken gekehrt.

Allerdings betont HP, man werde auch weiterhin Anstrengungen unternehmen, Produkte zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgerichtet sind.

Dass das Thema von übergreifendem Interesse ist, zeigt insbesondere auch die Initiative von Nicholas Negroponte, der einen so genannten 100-Dollar-PC bauen lassen will. Negroponte ist Chairman des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Produzieren wird den Rechner, dessen hervorstechendes Charakteristikum eine Handkurbel zur Erzeugung von Energie ist, der größte Produzent von Laptops weltweit, Quanta Computer Inc. aus Taiwan. Sein Konzept hatte Negroponte im November 2005 auf dem World Summit on the Information Society (WSIS) in Tunis vorgestellt.

Das Gerät soll Ende 2006 erstmals ausgeliefert werden. Nach den bislang vorliegenden Informationen sollen Systeme zuerst in die Länder China, Indien, Brasilien, Argentinien, Ägypten, Nigeria und Thailand geliefert werden.

Auf dem Tunis-Summit sprach unter anderem UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Thema weltweiter Verbreitung von Informationstechnologie auch für jene, die bislang keinen Zugang zum globalen Informationsfluss haben. Annan ist ein Verfechter von Negropontes 100-Dollar-PC-Initiative. (jm)