Kunden bedienen sich bei der Konkurrenz

Hewlett-Packard kann Produkte nicht mehr rechtzeitig ausliefern

09.04.1993

Bei den Produkten, deren Lieferzeiten sich teilweise auf bis zu drei Monate verlaengert haben, handelt es sich sowohl um Systeme aus der obersten Leistungsklasse von Rechnern als auch um Workstation-Angebote und um Peripherieprodukte wie Festplatten- Laufwerke.

Grund fuer die Lieferprobleme scheint einerseits zu sein, dass HP mit seinen Angeboten zwar zunehmend erfolgreich ist und deshalb auch grosse Auftraege wie von der Boing Corp. gewinnt. Andererseits aber ueberfordern die Kalifornier damit offensichtlich ihre Infrastruktur. Anwender in den USA sagten, HP habe die ungewoehnlich langen Lieferfristen teilweise auf Chip-Probleme zurueckgefuehrt. Ausserdem sei das Bestellwesen von HP unbefriedigend.

Schon im Herbst vergangenen Jahres hatte es Schwierigkeiten bei der Auslieferung von im Fruehjahr 1992 vorgestellten Minirechnern gegeben. Waehrend sich HP seinerzeit ueber die Gruende fuer die Probleme ausschwieg, erklaerte HP-Vice-President Wim Roelandts sie jetzt mit fehlerhaften Speicherverwaltungs-Chips.

Zeigten sich Anwender damals geduldig, irritiert sie heute doch zunehmend, dass sich die ueblichen Lieferspannen von vier bis sechs nun auf acht bis zehn Wochen verlaengern. Sie scheinen jedoch nicht laenger gewillt zu sein, klaglos Warteschleifen zu drehen: So berichtete die US-amerikanische CW-Mutterzeitschrift "Computerworld" von ungehaltenen Benutzern, die sich an Konkurrenzangeboten von Big Blue und Sun Microsystems schadlos hielten. Offensichtlich verliert der zweitgroesste DV-Anbieter der USA dabei auch Kunden, die bislang voellig auf HP eingeschworen waren.