"Apollo-Effekt" drückt Profit Pro Aktie um 23 Cent

Hewlett-Packard kann Gewinn trotz Belastungen steigen

08.12.1989

PALO ALTO/BÖBLINGEN (CW) - Die Hewlett-Packard Co. setzte im Geschäftsjahr 1988/89 knapp 12 Milliarden Dollar um. Der Jahresgewinn belief sich auf 829 Millionen Dollar - zwei Prozent mehr als im Vorjahr.

Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 1988/89 machte die Hewlett-Packard Company einen Gewinn von 246 (243) Millionen Dollar. Das entspricht einer Steigerung von einem Prozent. Pro Aktie beläuft sich der Profit auf 1,04 Dollar gegenüber 1,03 Dollar im Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Der Umsatz stieg um 25 Prozent auf 3,37 (2,7) Milliarden Dollar. Auch das Auftragsbuch des DV-Herstellers ist mit 3,1 Milliarden Dollar um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal dicker geworden. Allerdings trug die bereits früher in diesem Jahr akquirierte Apollo-Computer Inc. nach Angaben des Wall Street Journals mit fünf Prozent zum Auftragszuwachs bei.

Den Brocken Apollo hat HP aber anscheinend noch nicht ganz verdaut: Sechs Millionen kosten das Unternehmen die Abfindungen an 570 Apollo-Mitarbeiter, die bis zum 1. November ausgeschieden waren. Ein weiterer Stellenabbau um 330 Mitarbeiter ist geplant. Allerdings hat HP nach eigenen Angaben 80 Prozent der 4500 Apollo-Mitarbeiter übernommen. Insgesamt arbeiten jetzt 95 000 Angestellte für den Konzern.

Die Rücklagen für die Abfindungen wurden genauso als außerordentliche Belastung angegeben wie die neun Millionen Dollar, die zur Beseitigung der Erdbebenschäden in Kalifornien notwendig waren. Diese Sonderausgaben führten im vierten Quartal zu einer Verringerung des Nettogewinns pro Aktie um 14 Cent.

Das Wall Street Journal berichtete außerdem, daß das PC- und Workstation-Geschäft bei HP im letzten Viertel des Geschäftsjahres nur schleppend vorangekommen sei. Das, so das amerikanische Börsenblatt weiter, gehe jedoch den Mitbewerbern ähnlich. Immerhin schloß die Aktie nach Veröffentlichung des Quartalsergebnis mit 44,50 Dollar - ein Anstieg von 3,25 Dollar.

Im gesamten Geschäftsjahr setzte HP 11,9 (9,8) Milliarden Dollar um. Der Gewinn belief sich auf 829 Millionen Dollar. Im internationalen Geschäft stieg der Umsatz mit 25 Prozent auf 6,33 Milliarden stärker an als auf dem US-Markt, wo 5,56 Milliarden Dollar umgesetzt wurden - 17 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Gewinn pro Aktie, so berichtet HP, sei durch die Übernahme und das Betriebsergebnis der ersten fünf Monate von Apollo Computer Inc. um 23 Cent gefallen. Ohne den "Apollo-Effekt" hätte man einen Gewinn von 3,75 Dollar pro Aktie ausweisen können. So muß man sich mit 3,52 Dollar begnügen. Zu der Frage nach dem Betriebsergebnis des übernommenen Workstation-Herstellers nahm man bei HP mit dem Hinweis auf die Bilanzpressekonferenz im nächsten Februar keine Stellung.

Der Auftragseingang erhöhte sich um 21 Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar. Auch daran hatte der Auslandsmarkt einen Anteil von mehr als 50 Prozent.

Die deutsche Hewlett-Packard GmbH machte mit 33 Prozent mehr einen Umsatzsprung auf 3,8 (2,86) Milliarden Mark. Der Gewinn wuchs nach eigenen Angaben wegen Umstrukturierung der Vertriebswege und hohen Investitionen in Sachanlagevermögen mit 15 Prozent auf 155 Millionen Mark langsamer.

Allein 150 Millionen Mark investiert die deutsche Tochter in den Bau eines Logistik- und Fertigungszentrums in Böblingen. Die Anlage soll 1992 den Betrieb aufnehmen und wird zunächst 500 Mitarbeiter beschäftigen.

HP-Präsident John Young erklärte, daß der Konzern seine Effizienz und Kostensituation verbessert habe und damit eine höhere Flexibilität gegenüber Marktveränderungen und Kundenanforderungen erreichen konnte. Trotz der schlechten Prognosen schätzt Young das kommende Jahr für HP positiv ein, "denn unser starkes Produktprogramm wird uns helfen, sich ergebende Chancen zu nutzen ".