Hewlett-Packard: Back to Backend

26.10.2005
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Generell bemühte sich Hurd, Profil zu erlangen, indem er Entscheidungen seiner Vorgängerin Fiorina öffentlichkeitswirksam revidierte - beileibe kein innovativer Management-Ansatz. Nach wenigen Monaten im Amt teilte er das Druckergeschäft und die PC-Sparte wieder in eigenständige Divisionen. Die Abteilungen waren erst Anfang 2005 von Fiorina zusammengelegt worden, um, so hieß es, Synergieeffekte zu erzielen. Auch der Ausflug in die Welt der MP3-Player als Partner von Apple fand ein jähes Ende. Dies habe sich nicht gelohnt, so Hurd nach rund einem Jahr der Allianz, weshalb der Verkauf von "iPod"-Geräten unter dem Label HP eingestellt wurde. Zumindest hier zeigt sich, dass der CEO konzernintern noch viele Prozesse straffen muss: Die Musik-Player werden entgegen den offiziellen Aussagen immer noch auf der US-Website von HP angeboten.

Hurd folgt dem Weg "zurück zu den Wurzeln"

Auch der strategische Fokus von Hurd ist nicht eben innovativ, sondern eher klassischen Zuschnitts - "zurück zu den Grundlagen". Diese wurden mitten in der Unternehmens-IT verortet: Auf einer Gartner-Konferenz vergangene Woche nannte Hurd explizit Server, Speicher und Management-Tools als Kerngeschäftsfelder des Konzerns. Zumindest scheint der krampfhafte Ausflug in die Gefilde der Unterhaltungselektronik relativiert worden zu sein, die vor zwei Jahren viele IT-Hersteller als Wachstumssegment gesehen hatten. Noch bietet HP in den USA auch Fernseher an, weil Konkurrent Dell eines Tages damit begonnen hatte.

Dabei sieht es in den "ernsthaften" IT-Feldern gar nicht einmal so schlimm aus, wie es zum Ende von Fiorinas Amtszeit den Anschein hatte. Viele Kennzahlen, etwa Umsätze in den einzelnen Sparten, befanden sich bereits zum Amtsantritt Hurds auf dem richtigen Weg. Der Konzern verbesserte sich, nur eben sehr langsam. Im jüngsten Quartal konnte HP sogar dem Erzrivalen Dell im PC-Bereich die Stirn bieten: Laut IDC steigerten die Texaner die Zahl der verkauften Rechner um 17,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert, HP hingegen verzeichnete einen Anstieg von 17,9 Prozent. Nach Gartners Berechnungsmethode steht HP mit einem Zuwachs von 18,5 Prozent sogar noch besser da als Dell, das sich um 17,6 Prozent verbessern konnte. Dass allein Hurds Taten den Aufwärtstrend eingeleitet haben, darf bezweifelt werden.