Herr Tücking, Sie tragen heute einen mittelblauen Einreiher, zwei Knöpfe, weißes Hemd, gestreifte Krawatte, weißes Einstecktuch, Manschettenknöpfe und braune Oxford-Schnürschuhe - auf einer Skala von eins bis zehn: Wie mächtig sind Sie?
Ebbo Tücking: Also ich belege mit Sicherheit keine zehn auf der Skala, dafür bin ich zu modisch angezogen. Als Chef eines Dax-Konzerns kleidet man sich anders.
Und wie?
Ein brauner Schuh zum Beispiel ist auf der Vorstandsetage nicht gern gesehen, dort trägt man traditionell schwarz. Der Schuh ist generell sehr wichtig. Er sollte immer rahmengenäht sein und einen klassischen Schnitt haben, etwa einen Monk, Cap Toe oder Half Brogue. Dazu einen schmal geschnittenen Einreiher, eine seidene Krawatte, Manschetten-Knöpfe - das ist der moderne Dresscode der Mächtigen.
Und was ist mit Managern à la Martin Winterkorn, der immer noch am liebsten weit geschnittene Zweireiher mit Nadelstreifen trägt?
Früher, etwa zu Zeiten der Deutschland AG, waren die Manager sicherlich noch ganz anders gekleidet. Aber das klischeehafte Bild des dickbäuchigen Unternehmenslenkers mit fetter Zigarre ist überholt. Heute gehört eine gewisse Fitness zum Dresscode der Macht. Dadurch sind die Anzüge heute körperbetonter und sportlicher geschnitten. So kann auch ein Zweireiher modern wirken.
Aber egal ob Ein- oder Zweireiher: Der Anzug muss perfekt sitzen, die Umschlagmanschette muss exakt 1,5 Zentimeter unter dem Jackenärmel hervorschauen, der Krawattenknoten muss korrekt gebunden sein. Ich erkenne am Knoten sofort, ob der Träger geübt ist oder den Binder nur mit Wiederwillen trägt.
- Der doppelte Windsor: Er ist die perfekte Wahl zum konservativen Anzug, füllt auch breiteste Cutaway-Kragen und wirkt voluminös und solide. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Four-in-Hand: Ein solider, schlichter Knoten. Er ist schnell gebunden und passt eigentlich fast immer. Der perfekte Knoten für Einsteiger. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der einfache Windsor: Er sieht gepflegt und gediegen aus, ist auch für breitere Kragen geeignet und gar nicht mal so schwer. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Hannoveraner: Ein idealer Knoten für besonders breite Kragen oder dünne Krawatten. Seine Gesamtwirkung ist edel und konservativ. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Oriental: Er ist ein besonders simpler Inside-Out-Knoten, der extrem wenig Krawattenlänge verbraucht und daher vor allem für große Männer ideal ist. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Kent: Ein besonders einfacher Knoten, der eigentlich nicht schiefgehen kann. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Shelby: Auch als Pratt-Knoten bekannt, sitzt dieser Knoten stabil und hat ein gutes Volumen. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Nicky: Dieser Knoten hat eine schöne Dreiecksform, wirkt elegant und verursacht deutlich weniger Knitterfalten als manch anderer Knoten. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Plattsburgh: In perfekter Dreiecksform passt dieser Allrounder unter jeden Kragen. Seinen großen Auftritt hat er bei festlicher Garderobe. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Manhattan: Nicht so konservativ wie ein Windsor, nicht so voluminös wie ein Hannoveraner, aber er bringt mit seiner leicht schrägen Form Schwung ins Büro. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Cavendish: Dieser Knoten ist eigentlich eine Variante des Four-in-Hand. Er wirkt aber etwas länglicher als dieser und ist kompakter. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Grantchester: Eines ist dieser Knoten sicher nicht: symmetrisch. Und doch macht er sich auch zum Businesshemd hervorragend. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Onassis: Eine Spur extrovertiert und in jedem Fall ein Hingucker. Dabei ist er eigentlich nur eine andere Art, einen Four-in-Hand zu tragen. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Balthus: Dieser Knoten kann wie eine Karikatur wirken. Doch richtig gebunden ist er einer der voluminösesten breiten Knoten. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Christensen: Kein Knoten fürs Büro, aber enorm festlich. Seine überkreuzten Windungen geben ihm einen verspielten Charakter. (Grafik: Krawatten-binden.de)
- Der Kelvin: Was diesem Knoten dennoch Pfiff gibt, ist ein zusätzlicher, sichtbarer Ring unterhalb des Knotens. (Grafik: Krawatten-binden.de)