Ebbo Tücking

"Heute gehört Fitness zum Dresscode der Macht"

21.03.2015
Von Lin Freitag
Der Geschäftsführer der deutschlandweiten Maßschneidergeschäfte Cove & Co spricht über den Stil der Deutschland AG, den Rucksack von Anshu Jain und was das Einstecktuch mit der Finanzkrise zu tun hat.

Herr Tücking, Sie tragen heute einen mittelblauen Einreiher, zwei Knöpfe, weißes Hemd, gestreifte Krawatte, weißes Einstecktuch, Manschettenknöpfe und braune Oxford-Schnürschuhe - auf einer Skala von eins bis zehn: Wie mächtig sind Sie?

Ebbo Tücking: Also ich belege mit Sicherheit keine zehn auf der Skala, dafür bin ich zu modisch angezogen. Als Chef eines Dax-Konzerns kleidet man sich anders.

Und wie?

Ein brauner Schuh zum Beispiel ist auf der Vorstandsetage nicht gern gesehen, dort trägt man traditionell schwarz. Der Schuh ist generell sehr wichtig. Er sollte immer rahmengenäht sein und einen klassischen Schnitt haben, etwa einen Monk, Cap Toe oder Half Brogue. Dazu einen schmal geschnittenen Einreiher, eine seidene Krawatte, Manschetten-Knöpfe - das ist der moderne Dresscode der Mächtigen.

Und was ist mit Managern à la Martin Winterkorn, der immer noch am liebsten weit geschnittene Zweireiher mit Nadelstreifen trägt?

Früher, etwa zu Zeiten der Deutschland AG, waren die Manager sicherlich noch ganz anders gekleidet. Aber das klischeehafte Bild des dickbäuchigen Unternehmenslenkers mit fetter Zigarre ist überholt. Heute gehört eine gewisse Fitness zum Dresscode der Macht. Dadurch sind die Anzüge heute körperbetonter und sportlicher geschnitten. So kann auch ein Zweireiher modern wirken.

Aber egal ob Ein- oder Zweireiher: Der Anzug muss perfekt sitzen, die Umschlagmanschette muss exakt 1,5 Zentimeter unter dem Jackenärmel hervorschauen, der Krawattenknoten muss korrekt gebunden sein. Ich erkenne am Knoten sofort, ob der Träger geübt ist oder den Binder nur mit Wiederwillen trägt.