Hersteller hofft auf den Markt für IT-Sicherheitslösungen

Hersteller hofft auf den Markt für IT-Sicherheitslösungen Utimaco Safeware AG nimmt dritten Anlauf zum Börsengang

22.01.1999
FRANKFURT/M. (gh) - Mit der Utimaco Safeware AG hat nun quasi ein Dinosaurier" der Branche den Börsengang am Neuen Markt angekündigt. Das schon 1983 gegründete Unternehmen gilt als einer der Pioniere im Bereich IT-Sicherheits-lösungen und will nun vom Boom in diesem vermeintlichen Zukunftsmarkt profitieren.

Gutes braucht eben seine Zeit - dieses im Prinzip nicht ehrenrührige Motto scheint auch für Utimaco zu gelten. Schon seit 16 Jahren haben sich die in Oberursel bei Frankfurt am Main ansässigen Soft- und Hardware-Spezialisten dem Thema Desktop- Sicherheit verschrieben. Ursprünglich mit Security-Tools für DOS- Programme gestartet, verfügt Utimaco heute über ein im Weltmarkt wohl konkurrenzlos breites Produktportfolio. Die Palette reicht vom Bereich Mobile/Desktop Security (Authentisierung, Zugriffskontrolle, Verschlüsselung), Network Security (Authentisierung, Verschlüsselung), E-Commerce-Security (Digitale Signatur, Verschlüsselung) sowie Infrastruktur-Lösungen (Smartcard-Leser etc.). Bekannteste Produkte der Frankfurter dürften die für alle gängigen PC-Betriebssysteme erhältliche Zugriffskontroll-Software "Safeguard" sowie die Smartcard-Leser- Familie "Cardman" sein.

Und mit noch etwas hat man sich bei Utimaco Zeit gelassen: dem jetzt für Mitte Februar angekündigten Börsengang. Bereits Ende 1995 hatte der damalige Vorstandsvorsitzende und Firmengründer Horst Görtz erstmals öffentlich mit einem Going Public geliebäugelt; 1997 wurden die Frankfurter geraume Zeit neben Mobilcom als zweiter "Premierentitel" des Neuen Marktes gehandelt. Beide Male wurde der Tanz auf dem Börsenparkett kurzer Hand abgesagt. Offiziell, weil es seinerzeit galt, die notwendige Umstellung der bis dato weitgehend auf OS/2 ausgerichteten Produktfamile sowie eine gescheiterte Übernahme eines US- Wettbewerbers (Merchant International) "bilanziell zu bereinigen". Inoffiziell, weil, wie Insider behaupten, das den Börsengang vorbereitende Bankenkonsortium mangels Zutreffen ursprünglich einkalkulierter Wachstumsziffern abgewunken hatte.

Tatsache ist jedenfalls, daß Utimaco nach in der Regel immer profitablen Geschäftsjahren im Fiskaljahr 1996/97 einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent von 33,8 auf 30,4 Millionen Mark sowie einen Verlust vor Steuern von 4,9 Millionen Mark hinnehmen mußte. Für das letzte bilanziell abgeschlossene Geschäftsjahr 1997/98 (30. Juni) weisen die Frankfurter Einnahmen von 37,4 Millionen Mark und einen Gewinn vor Steuern von 4,2 Millionen Mark aus. Angesichts von mehr als 155 festen Mitarbeitern wird hier ein weiterer Schwachpunkt des Unternehmens deutlich: die verhältnismäßig geringe Pro-Kopf- Umsatzrendite.

Bis auf weiteres dürfte Utimaco daher als einer der vielzitierten "Hoffnungswerte" gelten. Aber die hinter der Company stehenden Gesellschafter müssen sich etwas gedacht haben. Ende 1996 wurde mit dem Ex-Hewlett-Packard-Manager Peter Bohn ein neuer Vorstandsvorsitzender bestellt; der frühere Vorstandschef Görtz sitzt seither (nur noch) dem Aufsichtsrat vor. Mehr als 40 Prozent der Anteile werden mittlerweile, wie es jetzt vor der Presse hieß, von Venture-Capital-Unternehmen gehalten, Firmengründer Görtz ist noch im Besitz von rund 30 Prozent der Anteile.

Man werde "mit einem gewissen Verzögerungseffekt" vom Marktwachstum profitieren, gab Utimaco-Boß Bohn als Devise aus und zitierte dabei einschlägige Prognosen von Marktforschern (siehe Abbildung). Noch sei aber ungewiß, ob sich vermeintliche Zukunftstechnologien wie Smartcards durchsetzen, mußte Bohn zugeben. Kommt es indes zum vorhergesagten Boom in Sachen Internet-Anwendungen, dürfte Utimaco als Security-Spezialist mit einer schon jetzt ansehnlichen Referenzliste in den Bereichen Banken und Öffentliche Verwaltung an vorderster Front mit dabei sein. Hinzu kommen bedeutende Vertriebsallianzen (IBM) sowie eine Zertifizierung der eigenen Produkte von Desktop-Krösus Microsoft. Europaweit sehe man sich schon jetzt mit mehr als einer Million verkauften Lizenzen als führender Anbieter, hieß es. Weltweit konkurriere man mit Firmen wie Security Dynamics, Fisher International und Axent.