Technologie ist nur die halbe Wahrheit

Herausforderungen auf dem Weg zu Industrie 4.0

20.07.2016
Von 


Thomas Weilhart ist Senior Manager bei kobaltblau Management Consultants GmbH. Er begleitet Unternehmen in Digitalisierungsprojekten und berät in Fragen zu IT-Governance und IT-Organisation. Davor war er zehn Jahre in leitenden Positionen im IT-Management führender Industrieunternehmen.

Herausforderung 5: Kultur

Bisher voneinander getrennte Bereiche wie IT, Fertigung und Entwicklung müssen künftig eng zusammenarbeiten. Dies stellt eine besondere Herausforderung für die Mitarbeiter in diesen Bereichen dar, da sich ihre Firmensitze oftmals in verschiedenen Ländern befinden und auf Grund der Sprachbarriere Verständigungsschwierigkeiten zwischen den einzelnen Fraktionen aufkommen können. Daher hatte sich bisher eine lose Prozesskopplung anhand von Meilensteinen oder Synchronisationspunkten entwickelt, die es nun aufzulösen gilt - mit allen Schwierigkeiten einer internen Transformation.

Herausforderung 6: Wissen und Kenntnisse der Mitarbeiter

Die Aufgaben von Produktions- und sogenannten Wissensarbeitern wachsen zusammen. Mitarbeiter in den operativen Bereichen, z.B. Maschinenführer, müssen für kurzfristige, kaum planbare und kreativere Arbeitstätigkeiten qualifiziert werden, also weg von den bisherigen Tätigkeiten nach Verfahrensanweisungen. Darüber hinaus wird die Rolle des IT-Architekten immer wichtiger, um das Zusammenspiel der Systeme der einzelnen Bereiche zu bewerten, zu steuern sowie Veränderungen und Anforderungen zu definieren.

Heute gibt es in jedem der beteiligten Bereiche Mitarbeiter, die umfassendes Wissen zu Prozessen und Datenströmen haben. Zukünftig wird es immer wichtiger, dieses Wissen in einem unternehmerischen Gesamtkontext zu beziehen und somit Schnittstellen zwischen den Bereichen zu bilden. Die Bindung hochspezialisierter, interner Mitarbeiterpopulationen rückt somit, entgegen des Trends zum Outsourcing, wieder in den Mittelpunkt.

Fazit: Auch die nicht-technischen Herausforderungen berücksichtigen

Industrie 4.0 stellt nahezu alle produktbezogenen Bereiche eines Unternehmens vor tiefgreifende Veränderungen. Der Aufwand und das Risiko für die Umsetzung dieser Veränderung sind immens, das Potential dieser Veränderungen kann in den meisten Fällen dagegen nicht belastbar abgeschätzt werden.

Umso wichtiger ist es, bereits in den ersten Überlegungen zu Industrie 4.0 nicht nur die Technik zu betrachten, sondern auch die nicht-technischen Herausforderungen zu berücksichtigen. Damit kann die Erfolgsaussicht von Industrie-4.0-Projekten sehr stark positiv beeinflusst werden. (mb)