Herausforderung an Bildungstraditionen

06.12.1985

Neben dem Problem der Akzeptanz stellt sich beim Einsatz neuer Techniken vordringlich die Qualifikationsfrage. Denn mindestens 70 Prozent der Beschäftigten in der Bundesrepublik, so weisen Statistiken aus, werden bis 1990 mit der neuen Technik in Berührung kommen. Der Computer als Arbeitsmittel fordert dann von jedem einzelnen Mitarbeiter kein spezielles Informatikwissen, sondern Grundkenntnisse in der Datenverarbeitung. Derzeit besitzen jedoch erst um die 20 Prozent der Berufstätigen ein solches Basiswissen. Diese Lücke zuschließen, kann nur durch Höherqualifizierung erreicht werden. Dazu zählt nicht nur Kenntnis in der Bedienung eines Rechners. Will die Fachkraft die Leistungspotentiale neuer Techniken nutzen können, muß sie sinnvoll eingesetzt werden können. Arbeitsmethodisches Rüstzeug dazu kann bereits die Schule liefern. Hierzu gehört, die Strukturen in Gesellschaft wie auch in Unternehmen begreifen zu lernen. Dafür wird es notwendig, Zusammenhänge und Abhängigkeiten hinterfragen zu können. Die kreative Suche nach der bestmöglichen Lösung eines Problems bleibt für Fachkräfte - Führungskräfte wie Sachbearbeiter - prinzipiell wichtiger, als in einer Programmiersprache codieren zu können. Bei neuen Qualifizierungskonzepten im Betrieb müssen also alle Funktionsebenen einbezogen werden. Die berufliche Weiterbildung muß darüber hinaus neue Zielgruppen erreichen: Frauen zählen dazu ebenso wie ausländische Mitarbeiter. Nur so lassen sich Benachteiligungen vermeiden.

Im Studienangebot der Hochschulen sollte der Umgang mit dem Computer auch in den traditionellen Anwendungswissenschaften vorgesehen und durchgeführt werden. Um auf künftige Strukturen der Wissensvermittlung, etwa Wissensbanken, vorzubereiten, sollten weiterhin vor allem gewandelte soziokulturelle Aktivitäten trainiert werden: Neben der Leistungsbewertung des einzelnen wird es notwendig, Teamdenken zu erwerben und anzuerkennen. Die Grundlagen, die in der Aus- und Weiterbildung gelegt werden sollten, bestimmen Förderung der Problemlösungsfähigkeit, des Transfervermögens und der Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit. 10