Heinz Nixdorf, Vorstandsvorsitzender der Nixdorf Computer AG., Paderborn, wurde am 9. April 1975 fünfzig Jahre alt. Der Branche braucht der "Vater der deutschen MDT" gar nicht erst mit einer detaillierten Schilderung seiner EDV-Entwicklungen vorgestellt

18.04.1975

Heinz Nixdorf, Vorstandsvorsitzender der Nixdorf Computer AG., Paderborn, wurde am 9. April 1975 fünfzig Jahre alt.

Der Branche braucht der "Vater der deutschen MDT" gar nicht erst mit einer detaillierten Schilderung seiner EDV-Entwicklungen vorgestellt zu werden. Außerhalb der DV wurde sein Aufstieg vom Werkstudenten zu einem der erfolgreichsten deutschen Unternehmer innerhalb eines knappen Vierteljahrhunderts mit jener ehrfürchtigen Bewunderung ausgeschmückt, die wir Deutschen im allgemeinen außergewöhnlich starken, eigenwilligen Persönlichkeiten entgegenbringen.

Den sportlichen Ehrgeiz, im Beruf und auch außerhalb möglichst immer unter den Gewinnern zu sein, hat Heinz Nixdorf ("Wenn ich will, will ich gewinnen") hinlänglich unter Beweis gestellt. Im vergangenen Jahr schaffte der begeisterte Segler - sein Fahrer soll sehr oft sein Partner sein - bei den Weltmeisterschaften der Starboote in Spanien einen eindrucksvollen achten Rang. Nixdorf spiele auch gerne und sehr gut Tennis und mache jedes Jahr Sportabzeichen. Seine Sportbegeisterung drücke sich auch dadurch aus, daß seine drei Söhne (15, 12, 9) nach bekannten Sportlern benannt seien.

Den Unterschied zwischen Heinz Nixdorf und gewöhnlichen Sterblichen charakterisiert eine Firmenangehörige: 1951 habe Heinz Nixdorf dem Physiker Dr. Walter Sprick angeboten, eine gemeinsame Firma zu gründen: "Sprick, der später zu IBM ging, zog es jedoch vor, weiter Angestellter zu bleiben." Nixdorf hatte den Physiker als Werkstudent bei der Frankfurter Niederlassung der Remington Rand kennengelernt, wo beide an der Entwicklung digitaler Schaltkreise arbeiteten, aus denen Multiplikatoren und Saldierwerke entstanden, also Zählgeräte ohne eigenes Programm. Nixdorf wollte mit Sprick solche Art von "Vorcomputern" vertreiben. Stattdessen eröffnete er 1952 allein das Labor für Impulstechnik in Paderborn. Als er 1968 seinen besten Kunden, die Compagnie des Maschines Bull, verlor, weil diese mit Honeywell fusionierte, übernahm Nixdorf kurzerhand die Wanderer-Werke (sie hatten die Bull-Generalvertretung gehabt) und gründete mit ihnen und seinem Labor für Impulstechnik den Vorläufer der heutigen Nixdorf Computer AG.

Sein patriarchalischer Führungsstil wird offenbar von den Mitarbeitern ohne allgemeines Aufmucken geschluckt. Seine unbedingte Anerkennung für die Leistung des anderen, sei er Firmenangehöriger oder Fremder, wird gebührend registriert. Überhaupt scheint die knappe, manchmal abrupte Art nicht nur zahlreiche Gesprächspartner zu beeindrucken, auf Jeden Fall aber die Nixdorf-Mitarbeiter auf Distanz zu halten. Er sei nicht der Typ, dem man Spitznamen gebe. Außerdem lehne er Aufhebens um seine Person völlig ab. Deshalb sind wohl im Nixdort-Geburtsort Paderborn keine großen Geburtstagsfeierlichkeiten abgehalten worden. Die unvermeidliche Gratulationscour der örtlichen Honoratoren fand inoffiziell bei ihm zu Hause statt. (rai)

Lawrence L. McBride (29), aus Pittsburgh/USA gebürtiger Computer-Ingenieur und einer der Geschäftsführer der neugegründeten KDS Kawi Data Services GmbH, Frankfurt, erklärt:

" Seit ich in Deutschland bin, habe ich immer wieder festgestellt, daß es mit der Wartung und Reparatur von EDV-Anlagen hapert." Davon seien insbesondere Anwender kleinerer und mittlerer (MDT)-Systeme betroffen. McBride: "Wer von den MDT-Herstellern gibt schon gern gegenüber den Anwendern zu, daß ein betriebseigener Technischer Kundendienst auf die Dauer zu teuer kommt und vor allem personelle Probleme mit den Field Engineers aufwirft."

So konnte McBride seinen Teilhaber, Geschäftsführer Karl-Heinz Willmy (48) überzeugen, daß im EDV-Wartungsdienst doch mehr gewinnträchtige Möglichkeiten lägen als allein im Büromaschinen-Vertrieb. McBrides Digital Data Services und Willmys Kawi Büro-Organisations schlossen sich zur elfköpfigen KDS GmbH zusammen. Jetzt sind etwa 70 Prozent der KDS-Kunden Hersteller, speziell deutsche Vertriebsgesellschaften amerikanischer Unternehmen, aber auch deutsche MDT-Hersteller sowie EDV-Anwender direkt.

Auf die Frage, ob mit einem starken Partner bessere Service-Geschäfte zu machen sind, antwortet McBride betont spröde: Fragen Sie doch Herrn Hoffmann vom Computer-Wartungs-Dienst selbst."

Voraussetzung für eine Zusammenarbeit, gegen die er im übrigen nichts habe, sei ein Cooperationsvertrag, betont CDW-Geschäftsführer O. K. Hoffmann (50), Duisburg. Dieser solle entweder die zu betreuenden Gebiete oder aber die Systeme klar für beide Teile abstecken. Es gehe nämlich nicht, daß sich ein Partner zu Lasten des anderen die Rosinen aus dem Kuchen herauspicke. Der Markt vertilgt aber sowohl getrennt operierende als auch gemeinsam marschierende Service-Unternehmen ." (rai)

Johannes Wrona (39), zuletzt Nixdorf-Verkaufsleiter im Distrikt Mitte, Sitz in Frankfurt. ist auch mit neuem Arbeitgeber seiner alten Zielgruppe, dem Kreditgewerbe, nicht untreu geworden. Als Leiter der kürzlich in der Main-Metropole eröffneten Geschäftsstelle der Bunker Ramo Electronic Data Systems GmbH (deutsche Zentrale München) will er das in den Vereinigten Staaten eingeführte Bank-Control-System 90 auch bei bundesdeutschen Banken zum Einsatz verhelfen. Das System (frei programmierbarer Minicomputer auf MOS-Technik basierend, Floppy Disk mit zwei Laufwerken und Bildschirmen mit dazugehöriger System- und Anwender-Software) steht nach Wronas Aussagen in direkter Konkurrenz zu IBM's System 3600 und zu Nixdorfs 8864.

Wrona, gebürtiger Schlesier und gelernter Hanseate, beurteilt das Ausmaß der erstrebten Marktanteile in realistischer Einschätzung der Möglichkeiten: "In den USA gehöre Bunker Ramo zu den führenden Terminal-Herstellern, in der Bundesrepublik sei die deutsche Tochter noch in der Aufbau- und Ausbauphase. "Sie können also nicht von mir hören, daß wir die Mitbewerber das Fürchten lehren werden." (rai)

Hans Keilwerth (48), seit 1973 Direktor des Unternehmensbereiches Fertigung und Technik bei der Augsburger NCR GmbH, wurde stellvertretender Geschäftsführer. Keilwerth kam vor rund 26 Jahren zu NCR und hat an deren Entwicklung zu einem namhaften EDV-Hersteller auf leitenden Posten in Fertigung und Technik mitgearbeitet. (pi)

Dr. Kenneth E. Iverson, Erfinder der Programmier-Sprache APL (A Program Language), ist mit dem Harry Goode Memorial Award 1975 ausgezeichnet worden. Der Chef der APL Design Group bei IBM's System Development Division wird die Ehrung anläßlich der diesjährigen National Computer Conference (NCC) am 20. Mai in Anaheim, Kalifornien, entgegennehmen.

Der Harry Goode Memorial Award wurde 1964 von der American Federation of Information Processing Societies (Afips) gestiftet. Mit der Auszeichnung sollen Persönlichkeiten geehrt werden, die Pionier-Leistungen auf dem Gebiet der Computer-Technik und der Informatik erbracht haben. Ein Mitglied des Verleihungs-Komitees begründete die Ehrung mit der Schlüsselrolle, die Iverson seit mehr als zwanzig Jahren in der Weiterentwicklung der Computer-Technik gespielt habe. Insbesondere aber sei er für die Entwicklung von APL verantwortlich gewesen. Diese wichtige Programmiersprache habe zu neuen Möglichkeiten in der Programmierung geführt.

Iverson kam 1960 zu IBM. Von 1964 bis 1969 war er Leiter der Projektgruppe, die den Grundstein für die Entwicklung von APL legte. (rai)