Halbjahresbilanz

Heimatmarkt hält Telekom über Wasser

04.08.2011
Die Deutsche Telekom kommt trotz stabiler Entwicklung im Heimatmarkt nicht vom Fleck.
Telekom-Chef René Obermann gibt zu, dass "uns die Zahlen nicht jubeln lassen".
Telekom-Chef René Obermann gibt zu, dass "uns die Zahlen nicht jubeln lassen".
Foto: Deutsche Telekom

Erneut musste der Telekommunikationskonzern für das zweite Quartal Rückgänge bei Umsatz und operativem Gewinn verzeichnen. Der Umsatz sank ohne die aufgegebene US-Mobilfunksparte im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent auf knapp elf Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Bonn mitteilte. Insbesondere das verbliebene Auslandsgeschäft macht den Bonnern Sorgen. "Auch wenn uns die Zahlen nicht jubeln lassen, liefern sie dennoch Grund zur Zuversicht, dass wir unsere Ziele in einem unverändert schwierigen Umfeld erreichen werden", sagte Konzernchef Rene Obermann.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im fortgeführten Geschäft fiel um 2,6 Prozent auf 3,80 Milliarden Euro. Unter dem Strich gab es für die Bonner beim bereinigten Gewinn ein Plus von 17 Prozent auf 951 Millionen Euro. Wegen der hohen Kosten für Vorruhestandsregelungen blieben unter dem Strich 348 Millionen Euro 27 Prozent weniger als vor einem Jahr übrig. In der Summe hätten die negativen Einflüsse im abgelaufenen Quartal um fast 0,3 Milliarden Euro höher gelegen als im Vorjahr.

Mit dem Umsatz und operativem Ergebnis traf die Telekom die Erwartungen der Analysten, der Überschuss enttäuschte hingegen. Der Handel nahm die Zahlen gemischt auf. Die Aktie legte bis 10 Uhr in einem freundlichen Gesamtmarkt 0,11 Prozent auf 10,28 Euro zu und war damit einer der schwächsten Dax-Werte .

Im Gegensatz zu den Konkurrenten von der französischen France Télécom und der spanischen Telefónica ist die Telekom gerade in ihrem angestammten Heimatmarkt erfolgreicher als im Ausland. Nach dem Verkauf des US-Geschäfts wird die Telekom mehr als 60 Prozent der operativen Erträge in Deutschland erwirtschaften. Hier konnte das Unternehmen profitabler werden. Die operative Marge (EBITDA) stieg in Deutschland auf 40,7 Prozent, das operative Ergebnis erreichte das Vorjahresniveau. Strikte Kostendisziplin habe die zurückgehenden Umsätze kompensieren können, so das Unternehmen.

Zudem läuft das Geschäft mit dem mobilen Datenverkehr in Deutschland besser als in den anderen Regionen. Der Umsatz im mobilen Internet stieg um mehr als 30 Prozent. Im Mobilfunk insgesamt habe man ohne Regulierungseffekten auf gleichem Niveau wie im Vorjahr gelegen, hieß es. Inklusive der Kürzung der sogenannten Terminierungsentgelten im Dezember 2010 sanken die Serviceumsätze im Mobilfunk jedoch um 3,4 Prozent. Terminierungsentgelte erhalten die Mobilfunkbetreiber für die Weiterleitung der Gespräche in ihre Netze.

Schwieriger sieht es für die Bonner im Ausland aus. Stark sinkende Umsätze von jeweils über acht Prozent in Griechenland, Rumänien und Ungarn drückten das bereinigte operative Ergebnis im Segment Europa um 8,0 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Noch schlechter lief es im zum Verkauf stehenden US-Mobilfunkgeschäft. Die Umsätze sanken um mehr als 16 Prozent, operativ verdiente der Konzern rund ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor. Nach Angaben des Unternehmens habe die Schwäche des US-Dollars dabei den Großteil des Rückgangs bedingt. Auf Dollarbasis verlor die US-Tochter jedoch ebenfalls rund fünf Prozent der Erlöse.

In Deutschland ist der Marktführer weiterhin einem starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt. In Deutschland verlor die Telekom 295.000 Festnetzanschlüsse und 57.000 Mobilfunkkunden. Auch in den USA verlor das Unternehmen rund 50.000 Kunden. Der einzige Geschäftsbereich mit Umsatzwachstum war das Systemgeschäft. Hier erlöste das Unternehmen 1,5 Prozent mehr. Das operative Ergebnis des Bereichs konnte dabei nicht mithalten und ging um rund ein Siebtel auf 197 Millionen Euro zurück. Die Telekom begründete den Rückgang mit Anlaufkosten für Großaufträge.

Die Deutsche Telekom weist die zum Verkauf stehende T-Mobile USA zum ersten Mal separat aus, da sie nicht mehr zum fortzuführenden Geschäft zählt. Gleichwohl bleibt T-Mobile USA bis zum endgültigen Verkauf eine hundertprozentige Tochter der Telekom. (dpa/tc)