Wie wichtig ist der Wettbewerb?

Heftige Diskussionen um die Stellung der Telekom

19.11.1998
KÖLN/FRANKFURT/M. (CW) - Die Deutsche Telekom AG (DTAG) steht im Mittelpunkt heißer Diskussionen: Soll der Regulierer sie härter anpacken?

Äußerungen des Bundeswirtschaftsministers Werner Müller haben eine hitzige Diskussion um die Rolle der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) und die Stellung der Telekom im deutschen TK-Markt ausgelöst. Die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) kritisiert die "einseitige Ausrichtung" der Reg TP und ihres Präsidenten Klaus-Dieter Scheurle, dessen Aktivitäten zu stark gegen die Telekom zielten. Da der deutsche TK-Markt bereits offen sei "wie ein Scheunentor", dürfe man nicht zu kurzfristig denken und den Preiskampf als alleinseligmachenden Standortvorteil ansehen.

Die DPG begrüßt daher die Haltung des Bundeswirtschaftsministers, der Anfang November verkündet hatte, die Inhalte der Regulierungspolitik genauer unter die Lupe zu nehmen. Er sehe die Gefahr, daß der Wettbewerb in eine falsche Richtung laufen könne. Man müsse darauf achten, daß unter anderem durch die Telekom in Netzinfrastruktur investierte Milliardenbeträge nicht gefährdet würden. Müller hatte jedoch betont, daß er die Autonomie der Regulierungsbehörde nicht antasten wolle.

Seine Äußerungen ernteten nicht nur Zustimmung. Hans-Peter Kohlhammer, Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), bezeichnete es als "katastrophal", die Telekom vor Wettbewerb schützen zu wollen. Eine bevorzugte Behandlung des Konzerns gefährde die für 1999 geplante Schaffung von 50000 Arbeitsplätzen in der TK-Branche und könne den Zusammenbruch junger, bislang profitabler Unternehmen bedeuten. Eine solche Beschneidung des Wettbewerbs setzt Kohlhammer zufolge den "wichtigsten Wachstumsmarkt in unserem Lande aufs Spiel".