Ein neues Zeitalter der "elektronischen Korrespondenz" beginnt:

Hauspost via Fern-Schreibmaschine

25.04.1980

HANNOVER (pi) - Von einem "neuen Zeltalter der elektronischen Korrespondenz" sprachen die Siemens-Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Heinz Gumin und Dieter v. Sanden auf einer Pressekonferenz am Eröffnungstag der Hannover-Messe 1980 im Zusammenhang mit der 1981 bevorstehenden Aufnahme des neuen Teletex-Dienstes in der Bundesrepublik Deutschland.

Siemens rechnet damit, daß allein in Deutschland gegen Ende der 80er Jahre

100 000 Teilnehmer- weltweit ein Vielfaches davon- sich des neuen Kommunikationsdienstes bedienen werden. Zusätzlich soll sich die Zahl der Fernkopierer im kommenden Jahrzehnt von etwa 10 000 Teilnehmern auf 120 000 verzwölffachen, und auch für den schon weltumspannenden klassischen Telex-Verkehr erwartet man weiter beachtliche Zuwachsraten (Grafik 1).

Die von der Bundesregierung 1973 eingesetzte Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems (KtK) hat festgestellt, daß sich über die Hälfte der etwa 10 Milliarden Briefsendungen pro Jahr für eine rein elektronische Übertragung eignet (Grafik 2). Zwei Drittel dieser fünf Milliarden Sendungen (das sind 20 Millionen pro Tag) sind Textbriefe, ein Drittel Vorlagen mit Bildern, Zeichnungen und Grafiken. Während sich für die Übertragung vorhandener Schriftstücke und Bildvorlagen der Telefax-Dienst ("Fernkopieren") anbietet, soll der künftige Teletex-Dienst die elektronische Korrespondenz für Briefe übernehmen, die auf einer Schreibmaschine geschrieben werden. Hierfür ist ein neuer Gerätetyp, die sogenannte Textstation, entwickelt worden, eine Kombination aus schnellem Fernscheiber und Speicherschreibmaschine: sozusagen eine Fern-Schreibmaschine. Sie hat eine gängige Schreibmaschinentastatur mit Groß- und Kleinschreibung, sie kann eine volle A4-Seite, zum Unterschied zur vergleichsweise langsamen Fernschreibnachricht, in etwa zehn Sekunden zum Empfänger übertragen. Da sie auch Zugang zum Telexnetz hat, gibt es vom ersten Augenblick an bereits 1,2 Millionen Partner in aller Welt.

Für den Teletex-Dienst bietet Siemens eine Serie von Textstationen T 4200 Drucker- und Bildschirm-Versionen an die als normale Speicherschreibmaschinen verwendet werden können (siehe untenstehender Bericht). Sie haben, laut Siemens, die Vorzüge elektronischer

Speicherschreibmaschinen, man kann mit ihnen also Texte durch Einfügung und Streichung redigieren, ganze Absätze umstellen und ähnliches mehr.

An vorhandene Fernsprech-Nebenstellenanlagen angeschlossen, biete sich damit auch eine kostenlose "elektronische Hauspost" für den hausinternen Schriftwechsel an. In Kombination mit modernen Fernschreib-Nebenstellenanlagen sei schließlich auch noch vollautomatisch das Absetzen von gleichlautenden Rundschreiben an mehrere Empfänger oder die Aussendung von tagsüber geschriebenen Briefen nach 18.00 Uhr zu günstigeren Gebührensätzen möglich.