Kolumne

"Hat alles geklappt?"

24.12.1999
Christoph Witte, Chefredakteur CW

Das hier ist die letzte Kolumne des Jahrtausends, und wenn alles klappt, ist es die vorletzte zum Jahr-2000-Problem. Der ultimative Leitartikel zum Thema erschiene irgendwann im Januar, um die frohe Botschaft des "Noch-einmal-gutgegangen" zu verkünden und einzuräumen, daß die warnenden Berichte in der CW und die Panikmache in der Publikumspresse wohl übertrieben waren.

Wahrscheinlich aber begleitet uns das Problem noch länger. Erst gegen Ende des ersten Quartals dürften die meisten Unternehmen ihre Umstellungsprobleme gemeistert haben - einige werden damit auch noch den Sommer verbringen. Dabei wird sich die "Datumskrise" sehr selten in echten Katastrophen an Herz-Lungen-Maschinen, Kraftwerken oder Flugzeugen manifestieren. Viel eher dürften es für sich genommen kleine Störungen sein - Rechnungen mit Säumniszuschlägen für 100 Jahre wie in München geschehen -, die uns das Leben schwermachen. Diese Fehler werden sich summieren - bei einigen Unternehmen bis an die Grenze der Belastbarkeit. Vielleicht finden sich die malignen Zeilen sogar in bereits geprüften, überarbeiteten und getesteten Programmteilen. Zwar sollen spezielle Test-Tools übersehene oder durch Reprogrammierung entstandene Fehler ausmerzen, aber bekanntermaßen erkennt kein Werkzeug alles.

Im Gegensatz zur Beschaulichkeit früherer Jahreswechsel werden also die ersten Tage des neuen Jahres spannend. Hat alles geklappt? Antworten auf diese bange Frage werden Tausende DV-Leiter Neujahr oder erst zum 3. Januar 00 erfahren, wenn die meisten Unternehmen ihren Betrieb wieder aufnehmen.

Zwar wäre das Jahr ohne den Y2K-Bug nur halb so spannend gewesen, aber Bill Gates und Richter Thomas Jackson taten ihr Möglichstes, um uns nicht zu langweilen - wenn auch, mit Verlaub, der Monopolprozeß zu langatmig verläuft, um als Wirtschaftskrimi zu taugen. Ein Drama wird erst daraus, wenn entschieden ist, was mit Microsoft geschehen soll.

Wie auch immer, die CW wünscht Ihnen eine geruhsame Jahreswende und einen guten Start ins neue Jahrtausend (wer sich allerdings zwei Exzesse gönnen möchte, kann weiter darauf beharren, daß das neue Millennium erst übernächstes Jahr beginnt).