Der Markt für Integrationssoftware

Harmonie Fehlanzeige

24.09.2008

Kein Plug and Play

"Es wird nie so sein, dass sich Anwender Softwarekomponenten aus einem Katalog zusammensuchen und diese dann beliebig über Standard-Middleware und Web-Services wie in einem Baukasten zusammenstecken können", hält Spies dem entgegen. In speziellen Bereichen wie beispielsweise einem Kredit-Check im Rahmen von Online-Geschäften ließen sich solche Szenarien zwar realisieren. Der IDC-Analyst bezweifelt jedoch offen, dass sich große ERP-Systeme verschiedener Hersteller beziehungsweise Teile daraus einfach per Plug and Play miteinander verbinden lassen werden. Dafür benötigten die Anwender einen Masterplan und eine Gesamtarchitektur - und die müsse von einem bestimmten Hersteller geliefert werden.

Auch Herstellervertreter hatten in der Vergangenheit immer wieder versucht, die hoch gesteckten Erwartungen etwas zu dämpfen. SAP-Vorstand Claus Heinrich verglich die Softwareinfrastruktur mit den Modellplattformen der Autohersteller. Diese würden zwar ihre Bauteile modularisieren und auch in verschiedenen Modellen verwenden. Letztendlich müsse sich der Kunde aber für einen Hersteller entscheiden. Es funktioniere schließlich auch nicht, sich seinen Wagen aus einer Karosserie von Porsche, dem Motor von BMW und einem Fahrwerk von Audi zusammenzusetzen.

Die Hersteller wachen über ihre eigenen Softwarearchitekturen, bestätigt Spies. Gerade die Repositories, der Pool an Prozessbeschreibungen, auf denen die Middleware aufbaut, blieben herstellergetrieben. Kein Anbieter würde dieses Know-how als Open Source dem Markt zur Verfügung stellen. "Das ist auch das legitime Recht der Softwarehäuser", räumt der IDC-Analyst ein. Schließlich müssten sie Geld verdienen. Allerdings bedeute dies eine Zwickmühle für die Anbieter: Die Kunden verlangten von ihrem Softwarelieferanten, dass dieser so viel wie möglich offenlege. Auf der anderen Seite gelte für die Hersteller die Prämisse, nicht zu viel preiszugeben.

Trotz aller Probleme und Einschränkungen beschäftigt der SOA-Gedanke die Verantwortlichen in vielen Firmen. "Eine Reihe von erfolgreichen SOA-Implementierungen hat gezeigt, dass Unternehmen von der neuen Technik durchaus profitieren können", relativiert Gartner-Analyst Pezzini. Beispielsweise habe sich die Implementierung und Integration von Anwendungen vereinfacht sowie die gesamte IT-Infrastruktur flexibler gestalten lassen. Daher bezeichnet der Softwareexperte Service-orientierte Architekturen als den nach wie vor wichtigsten Treiber im gesamten Integrationsgeschäft.

Gartner zufolge breitet sich SOA kontinuierlich weiter aus. Immer mehr Branchen würden auf die neue Technik setzen. Hätten in der Vergangenheit traditionell Unternehmen aus dem Banken- und Telekommunikationsbereich auf SOA-Lösungen gesetzt, würden sich heute auch zunehmend Firmen aus anderen Segmenten wie Logistik, Energieversorger oder der öffentlichen Hand an die Technik herantrauen. Außerdem sei SOA nicht mehr allein eine Konzern-Domäne, sondern rücke auch verstärkt in den Fokus von Mittelständlern.