Hardware counts

03.03.1989

Die IBM ist nach wie vor ein Hardware-Hersteller, oder sagen wir es in der neuen Worthülsensprache der neuen PR-Generation: ein High-Tech-Unternehmen. Und sie wird es auch bleiben. Die IBM macht auch gar kein Hehl daraus - irgendwoher müssen die Milliardengewinne in harter Wahrung ja kommen. Was nicht heißt, daß mit Software - oder wie das heißt (bei Nixdorf: Lösungen) - kein saures Geld zu verdienen sei. Sicher: Der Wettbewerb bei der Hardware ist harter geworden - also schaltet die IBM vermeintlich auf weiche Welle, läßt die neue Software- und Service-Zeit ausrufen. Man sieht es in Armonik bei Stuttgart sicher nicht ungern, daß die gesamte Konkurrenz unter dem falschen Baum bellt. Nur Blauäugige - und blauäugig sind immer die anderen - sehen nicht, daß Weichwerk als Ware (wir meinen hier nicht die Trivial-MDT) langfristig an Bedeutung verlieren wird. Die Folge kann eine Marktsituation sein, in der das Geschäft mit herkömmlicher Standardsoftware (wir sagen nur: SAP) nahezu zum Erliegen kommt.

Diese Prognose ist nicht schon deshalb falsch, weil sie nicht von James Martin stammt. Aber vielleicht heißen nur die alten IBMer James Martin. Die neue IBM (wirklich neu) weiß natürlich, daß die Software einerseits in der Firmware verschwindet, unter der Benutzeroberfläche (Stichwort: SAA - und das S steht für System) - auf der anderen Seite im Skill, im Erfahrungsschatz, im Toolwissen der Benutzer. Für das neue Informationsdesign (wirklich neu) gibt es keine Lösungen von der Stange. Bei den Anwendern wird sich ein Systemverstandnis entwickeln, das auf die ohnehin fragwürdigen Krücken der Standardsoftware verzichten kann. Für die Hersteller heißt das: Auf die Hardware kommt es an. Hat die IBM jemals etwas anderes gesagt? Ein netter Marketinggag ist die Software- und Service-Masche immerhin.