Hannover-Management vermeidet klare Messe-BeurteilungStand-alone-CeBIT: Bekannte Sprüche - gemischte Gefühle

28.03.1986

HANNOVER (rs) - "Es bleibt viel zu tun, die Konzeption muß noch weiterentwickelt werden", gestand Hubert-H. Lange, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe- und Ausstellungs-AG zum Abschluß der ersten Stand-alone-CeBIT ein. Doch dann überschüttete der Messe-Manager die inzwischen stark ausgedünnte Zahl der Journalisten mit statistischem Material, das einen überaus positiven Messeverlauf dokumentieren sollte.

"Mit Herzklopfen", so Lange, sei man in die erste CeBIT neuer Prägung gegangen, denn schließlich habe man beinahe einen Sprung in eine neue Dimension gewagt. Neu war nach Langes Worten neben der Gesamtzahl der Aussteller und der erweiterten Flächenbelegung auch die Integration des Bereiches Telekommunikation ins CeBIT. Dies allerdings, mußte der Messe-Vorstand zugeben, sei noch nicht gelungen. Man habe den potentiellen Besuchern in aller Welt eben diese "Message nicht 'rüberbringen können". Aussteller der Telekommunikation hätten hier Kritik geäußert.

Nach letzten Schätzungen rechnet die Messegesellschaft mit rund 350 000 Besuchern in den acht Messetagen. Davon soll der Anteil der Fachbesucher 90 Prozent ausgemacht haben. Rhetorische Frage eines (mittelgroßen) Ausstellers aus Halle 1: "Zählen die auch die Kinder zu den Fachbesuchern?" Besonders erfreut zeigte sich Lange über den Anteil der Fachbesucher aus dem Ausland: Er soll auf 23 Prozent - im Vorjahr 18 - gestiegen sein.

Die überwiegende Zahl der inländischen Besucher, nämlich 73 Prozent kamen aus den Postleitzahlgebieten 1 bis 6. Nur 27 vom Hundert stellte der Süden der Republik. Die ausländischen Interessenten waren zu 83 Prozent in Europa beheimatet, 16 Prozent hatten sich aus Übersee auf den Weg an die Leine gemacht.

Zu 42 Prozent vertraten die Messe-Gänger Unternehmen mit maximal 100, etwa ein Drittel repräsentierten Firmen mit bis zu 1000 Beschäftigten. Am stärksten - mit 22 Prozent - suchten Vertreter der Investitionsgüterindustrie die CeBIT-Hallen auf, gefolgt vom Handel, von Dienstleistungen sowie Behörden. Nach Unternehmensbereichen sortiert, er gibt die Messe dieses Bild: Die Unternehmensleitung stellte 27 Prozentanteile, Bereich Finanzen/Verwaltung/Organisation 22, Forschung und Entwicklung 18, - Lager/Transport 12 sowie Einkauf 10 Anteile.

Und wieder einmal waren die Entscheider zahlreich wie nie zuvor - zumindest nach Fragestellung der Messegesellschaft: 84 Prozent der Besucher entscheiden, entscheiden mit oder beraten bei Entscheidungen.

Wie die Neukonzeption von den Besuchern aufgenommen wurde, ließen die Messe-Verantwortlichen ebenfalls abfragen. Zwei Drittel der Befragten fanden das Konzept richtig, 17 Prozent hätten lieber die Messe in der alten Form gehabt, und ebenfalls 17 vom Hundert der Befragten hatten keine Meinung. Dieses Resultat ist um so erstaunlicher, als nach Messe-Angaben 27 Prozent der Besucher zum ersten Mal die CeBIT besuchten.

Messe-Chef Klaus E. Goehrmann verwies auf den auf zwei Jahre festgelegten Realisierungszeitraum des neuen Konzeptes - und wich damit einer konkreten Beurteilung der Veranstaltung aus. Jetzt sei die erste Phase abgeschlossen worden, die zweite folge in drei Wochen mit der Industrie-Messe. Man sei zwar "grundsätzlich zufrieden", habe aber auch eine Reihe von kritischen Bemerkungen zu hören bekommen. .,Die Beteiligung an einer Messe", versuchte Goehrmann die Ausstellerkritik in den Hintergrund zu drängen, ist noch keine Freikarte für Erfolg in den Märkten."

"Keine Alternative" sah Jörn P. Stielow, Vorsitzender des Messe-Ausschusses, zu dem neuen Hannover-Konzept. Doch mußte auch Stielow einräumen, daß von der "Traum-Besucherzahl" 350 000 die Aussteller in .,unterschiedlicher Form" profitiert hätten.

Zu dem Problem der hohen Attraktivität der Halle 1 und des damit einhergehenden dünneren Besucherstromes in den "hinteren Hallen" nahm noch einmal Vorstandsmitglied Hubert Lange Stellung. Um die Besucherströme besser auf dem Gelände zu verteillen, werde man wohl im nächsten Jahr zu "Lenkungsmaßnahmen" greifen müssen. "Wir werden dann", erklärte Lange kühl, "die Busse eben im Süden anfahren lassen. "

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