Konzernkonsolidierung

Haniel macht die Bilanzierung nach IFRS verständlicher

18.04.2008
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Keine Hilfe vom Markt

Vor gut zwei Jahren musste Haniel daher den Umgang mit den IFRS-Anhangsangaben (Erfassung und Verwaltung) nochmals überdenken. Die Suche nach einer entsprechenden Softwarelösung für die SAP-SEM-bezogene Anhangsverwaltung blieb indes erfolglos, und auch von SAP war in überschaubarer Zeit keine Abhilfe zu erwarten. "Die zentrale Betriebswirtschaft und die IT-Abteilung entschlossen sich deshalb, eine eigene Lösung für das Anhangs-Management zu entwickeln", blickt Projektleiter Lange zurück. Hierzu schloss man eine Entwicklungspartnerschaft mit dem Duisburger IT-Dienstleister Cundus AG, der bei Haniel bereits in diversen SAP-bezogenen Projekten tätig war.

Haniel steuerte die Ideen und das bilanztechnische Know-how zum Design der Lösung bei. Die Basisarchitektur und die technische Konzeption der Software, die in Anlehnung an die neue Rechnungslegung bei Haniel den Namen "Cundus iasNotes erhielt", verantwortete der IT-Dienstleister. Eine Anforderung an die künftige IFRS-Lösung war dabei, dass sie den kompletten Prozess - von der Erfassung einer Einzelgesellschaft bis zur Konsolidierung auf Konzernebene - abbildet. Zudem sollte sie eine direkte Verbindung zur Bilanz und GuV (Gewinn und Verlustrechnung) in SAP SEM-BCS schaffen und es ermöglichen, Beträge, Werte, Kommentare und Erläuterungen in einer Umgebung zu erfassen.

Warum IFRS?

Die Haniel Holding ist verpflichtet, gemäß den International Financial Reporting Standards (IFRS) zu bilanzieren, da der Mischkonzern am Kapitalmarkt notierte Anleihen herausgegeben hat. Darüber hinaus sind zwei ihrer Unternehmensbereiche (TAKKT AG und CELESIO AG) börsennotiert und damit ohnehin zu IFRS verpflichtet. Die Umstellung auf IFRS in den Konzernen führt zu einer Reihe neuer Anforderungen an die Rechnungslegung. So stehen bei der traditionellen Bilanzerstellung nach HGB (Handelsgesetzbuch), die die Haniel Holding auch weiterhin für ihre Steuerbilanz machen muss, der Gläubigerschutz und das Vorsichtsprinzip im Mittelpunkt. Unternehmen durften dabei noch nicht realisierte Gewinne nicht ausweisen, noch nicht realisierte Verluste hingegen schon.

Mit IFRS rückt hingegen das Investoreninteresse ins Zentrum des Abschlusses (ein Vergleich zum HGB finden Sie hier). Die Finanzwelt soll möglichst viele und entscheidungsrelevante Informationen zur Beurteilung des Unternehmens periodengerecht erhalten. Gewinne, etwa mit Wertpapieren (zum Zeitwert!), lassen sich bereits ausweisen, wenn sie entstehen. Auch ist die Definition eines Vermögenswerts (asset) nach IFRS viel offener gefasst als beim HGB-Pendant "Vermögensgegenstand". Für Rückstellungen setzt IFRS grundsätzlich höhere Grenzen für die Eintrittwahrscheinlichkeiten - und dies auch allein für Verpflichtungen gegenüber Dritten. Andererseits müssen im Gegensatz zum HGB die Herstellungskosten unfertiger und fertiger Erzeugnisse sowie selbst erstellter Anlagen zwingend zu den Gemeinkosten gerechnet werden. Mit anderen Worten: Es fällt ungleich schwerer, die realen Kosten zu verstecken oder stille Reserven zu bilden.

All dies führt zu aussagekräftigeren, jedoch auch umfangreicheren Jahresabschlüssen nach IFRS. Explizit gefordert ist dabei die Verständlichkeit der Informationen für den sachkundigen Interessenten. Zugleich müssen sie entscheidungsrelevant sein, um die Einschätzung von vergangenen, aktuellen oder künftigen Strategien zu unterstützen. In diesem Kontext spielen unter anderem die nach HGB eher stiefmütterlich behandelten qualitativen und quantitativen Anhangsangaben (notes) eine herausragende Rolle.

Nutzung von SAP Netweaver

Der Unternehmensbereich Celesio ist im Pharmagroß- und -einzelhandel tätig. Der Bereich Großhandel mit 135 Niederlassungen in 14 Ländern versorgt Apotheken mit Arzneimitteln. Darüber hinaus berät Celesio die Apotheker bei Einkauf, Vertrieb und Marketing ? gleiches gilt für Arztpraxen und Krankenhäuser.
Der Unternehmensbereich Celesio ist im Pharmagroß- und -einzelhandel tätig. Der Bereich Großhandel mit 135 Niederlassungen in 14 Ländern versorgt Apotheken mit Arzneimitteln. Darüber hinaus berät Celesio die Apotheker bei Einkauf, Vertrieb und Marketing ? gleiches gilt für Arztpraxen und Krankenhäuser.
Foto: Haniel

Ferner bestand Einvernehmen darüber, keine Individuallösung zu schaffen, sondern eine Standardanwendung, die sich später auch von anderen Konzernen für das Management der IFRS/IAS-Anhänge verwenden und vermarkten ließe. Die durchgängige Nutzung von SAP-Netweaver-Technik sollte die Release-Fähigkeit und Wartbarkeit der Lösung sicherstellen. Im Einzelnen basiert Cundus iasNotes auf einer Framework-Architektur, die einen SAP-Applikations-Server als Ablaufumgebung nutzt.

Die Software ist in das Berechtigungskonzept des "SAP Enterprise Portal" integriert, Informationen und die Business-Logik liegen zentral im "SAP Business Information Warehouse", oder anders gesagt: Sie liegen im SAP-Schema der Datenbank vor und nutzen die Abap-Laufzeitumgebung. Die im Juli 2007 erhaltene Zertifizierung "Powered by SAP Netweaver" unterstreicht die Release-Fähigkeit der Anhangslösung.