Gartner

Handy-Verkäufe schrumpfen im zweiten Quartal um sechs Prozent

12.08.2009
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die Nachfrage auf dem Handy-Markt hat sich auch im zweiten Quartal kaum erholt. Smartphones boomen, trotzdem dümpelt das Mobile Internet in Deutschland vor sich hin.

Weltweit ging die Zahl der verkauften Mobiltelefone binnen eines Jahres um 6,1 Prozent auf 286 Millionen zurück, wie das Marktforschungsinstitut Gartner am Mittwoch im britischen Egham mitteilte. Die Wirtschaftskrise habe die Nachfrage sowohl in Industrie- als auch Entwicklungsländern weiter geschwächt. Gleichzeitig hätten die Händler Lagerbestände abgebaut, bevor sie bei den Herstellern neue Geräte bestellten.

Für das zweite Halbjahr rechnet Gartner aber immer noch mit einer Besserung. Für das Gesamtjahr gingen die Marktforscher zuletzt von einem Absatzrückgang von vier Prozent aus. Branchenprimus Nokia verteidigte zwar seinen ersten Platz, aber der Marktanteil des Branchenprimus sank auf 36,8 Prozent (2008: 39,5 Prozent). Samsung Electronics hielt sich mit einem Marktanteil von 19,3 Prozent auf Platz zwei vor LG Electronics. Sony Ericsson verlor auf Platz fünf (hinter Motorola, ebenfalls arg gebeutelt) fast drei Prozentpunkte an Marktanteilen.

Die Nachfrage nach Smartphones war ungebrochen stark. Mit mehr als 40 Millionen wurden rund 27 Prozent mehr der Handys verkauft, die Eigenschaften von Mobiltelefonen und Computern vereinen. In diesem Segment führt ebenfalls Nokia, und zwar mit deutlichem Abstand von RIM ("BlackBerry"), Apple ("iPhone") sowie HTC.

BITKOM: Handy wird immer multimedialer genutzt

BITKOM: Mobiles Internet ist in Deutschland noch kein Massenmarkt.
BITKOM: Mobiles Internet ist in Deutschland noch kein Massenmarkt.
Foto: BITKOM

Nur noch jeder sechste Handybesitzer in Deutschland nutzt übrigens sein Mobiltelefon ausschließlich zum Telefonieren. Dies ergab eine am Mittwoch vorgestellte Umfrage im Auftrag des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Demnach verschicken 78 Prozent aller Befragten SMS, 48 Prozent machen mit dem Handy Fotos, 27 Prozent hören Musik.

Auch eher geschäftliche Anwendungen werden laut Studie stark genutzt: Knapp 17 Prozent synchronisieren Termine oder Kontakte mit dem Handy, jeder siebte Handybesitzer ruft E-Mails ab oder surft im Internet. Für die Studie befragte das Marktforschungsunternehmen Techconsult 1002 Personen.

W3B: Hohe Kosten und mangelnder Komfort schrecken vom Mobilen Internet ab

Handy-Nutzung in Deutschland (Q: Fittkau & Maaß)
Handy-Nutzung in Deutschland (Q: Fittkau & Maaß)
Foto: Fittkau & Maaß

Aktuelle Ergebnisse der Hamburger Marktforschungsfirma Fittkau & Maaß deuten darauf hin, dass die mobile Nutzung des Internets in Deutschland möglicherweise stark überschätzt wird - trotz hohen Potenzials (unter den deutschsprachigen Internet-Nutzern besitzen immerhin 44 Prozent ein eigenes Mobiltelefon mit Internet-Zugang, zwölf Prozent sogar ein Smartphone).

Derzeit wählt sich laut Fittkau & Maaß nur jeder jeder vierte Internet-Nutzer wenigstens ein Mal pro Woche mobil ins Netz ein. Und daran scheint sich vorerst auch nichts zu ändern: "Die Besitzer internetfähiger Mobiltelefone, die bislang noch nicht via Handy ins Netz gegangen sind, wurden von W3B nach ihren Zukunftsplänen gefragt. Dabei stellte sich heraus, dass nur ein sehr kleiner Anteil der aktuellen Nicht-Nutzer - nämlich 5% - im kommenden Halbjahr mit der mobilen Online-Nutzung beginnen möchte. Die deutliche Mehrheit unter ihnen (60%) will auch zukünftig nicht mobil im Internet surfen", schreiben die Marktforscher.

Was Nutzer vom Mobilen Internet abschreckt (Q: Fittkau & Maaß)
Was Nutzer vom Mobilen Internet abschreckt (Q: Fittkau & Maaß)
Foto: Fittkau & Maaß

Dafür gibt es offenbar mehrere Gründe: Zuvorderst die Angst vor zu hohen Kosten (70 Prozent), aber auch die unkomfortable Bedienbarkeit von Internet-Seiten per Mobiletelefon (44 Prozent). Eine Ausnahme bilden die Besitzer echter Smartphones wie iPhone oder BlackBerry, von denen ein immerhin ein Drittel täglich mobil ins Netz geht - diese Nutzer müssen aufgrund ihrer beruflichen Position allerdings auch oft die Handyrechnung nicht selbst zahlen.

Handlungsbedarf sieht Fittkau & Maaß sowohl bei den Netzbetreibern als auch den Geräteherstellern. "Gefragt sind attraktive, transparente Tarife für die mobile Online-Nutzung und Internet-Handys, die einen nutzerfreundlicheren, komfortablen Abruf von Internetseiten ermöglichen", lautet ihr Fazit.