Flatrate für Handy-TV

Handy-TV mit Flatrate für die Generation Youtube

03.03.2008
Von Handelsblatt 
Eine ausgereifte Technik und eine simple Bedienung - das Handy-TV-Angebot des Berliner Start-Ups Mando-TV will den Nischenmarkt des Handy-Fernsehens beleben. Dabei setzt der neue Anbieter nicht nur auf das herkömmliche Fernsehprinzip: Nutzer können sich ihr Fernsehprogramm für unterwegs selbst zusammenstellen.

Es ist durchaus ein mutiges Unterfangen, das sich Dirk Kamrad und Michael Merz vorgenommen haben. Die beiden Gründer des Berliner Start-up-Unternehmens Mando-TV gehen heute unter dem Namen Dailyme-TV mit ihrem Handy-TV-Angebot auf Sendung - und wagen sich damit auf einen noch recht kleinen Markt, auf dem sich allerdings mit Vodafone und der Deutschen Telekom schon ungleich größere Anbieter tummeln. Im Juni will zudem mit Mobile 3.0 ein weiterer Konkurrent an den Start gehen, hinter dem finanzstarke Konzerne wie Naspers, Burda und Holtzbrinck ("Handelsblatt") stehen.

So aussichtslos, wie das Unterfangen auf den ersten Blick erscheint, ist es aber nicht. Dailyme-TV offeriert etwas, das die anderen so nicht bieten: eine Art Handy-TV-Flatrate à la carte. Die Nutzer können sich das Programm nach ihrem eigenen Geschmack zusammenstellen, die jeweils neueste Folge der Sendung wird dann automatisch auf das Gerät geschickt.

Die anderen Anbieter setzen dagegen auf das herkömmliche Fernsehprinzip: Sie strahlen diverse Programme parallel aus, die Zuschauer schalten sich durch die gerade laufenden Sendungen, bis sie etwas Interessantes finden. Besonders jüngere Nutzer, die "Generation Youtube", sind aber nur noch bedingt dazu bereit, sich vorgegebene Inhalte servieren zu lassen. Auf diese Zielgruppe setzt Dailyme-TV und bietet eine Mischung aus Fernseh- und Internet-Formaten. "Heute muss man einen solchen Mix anbieten, um die Leute zu ködern", sagt Kamrad.

Verglichen mit der Konkurrenz ist die Auswahl an bekannten Sendungen auf der Plattform zum Start allerdings noch ziemlich bescheiden. Pro Sieben, Sat 1 und MTV sind mit einigen Formaten vertreten, dazu kommen viele Internet-Angebote wie der beliebte "Ehrensenf"-Podcast. "Wir werden die Auswahl etwa an Sport und Nachrichten in den nächsten Wochen deutlich ausbauen", verspricht Kamrad aber. Zusätzlich will er zahlreiche Nischen-Sendungen in das Programm integrieren. Für sich genommen interessierten diese zwar nur wenige Zuschauer, in der Summe könnten sie aber viele Nutzer ansprechen, hofft Kamrad.

Die Technik von Dailyme-TV ist schon recht ausgereift und einfach zu bedienen. Die Nutzer registrieren sich auf der Internet-Seite und erhalten daraufhin per SMS einen Link auf ihr Handy, mit dem die Software zum Abspielen der Sendungen installiert wird. Anschließend können sie die gewünschten Sendungen bequem auf der Homepage zusammenstellen und mit einem Mausklick aufs Handy schicken.

Wenn eine neue Folge verfügbar ist, wird diese automatisch heruntergeladen, sobald das Gerät Zugang zum Internet hat. Die Formate werden gespeichert und lassen sich anschließend jederzeit abspielen - und zwar ohne die ruckelnden Bilder, die bei anderen Angeboten noch an der Tagesordnung sind.

Der Service selbst ist kostenlos. Ohne eine Internet-Flatrate kann das Fernsehvergnügen auf dem Mobiltelefon aber trotzdem schnell teuer werden. Denn die Datenmengen, die beim Download auf das Handy wandern, sind durchaus üppig. Deshalb sei eine Flatrate "absolut notwendig", sagt Kamrad. Die Kosten der Monatspauschalen sind zuletzt stark gesunken, Vodafone etwa bietet eine Flatrate für knapp zehn Euro an. Wer zu Hause oder unterwegs per W-Lan Zugang ins Internet hat, kann sein TV-Programm auch auf diesem Weg aktualisieren.

Bislang läuft die Software nur auf Multimedia-Handys von Nokia. Bis Ende April soll die Technik auch auf den Geräten anderer Hersteller funktionieren, die über ein Windows-Betriebssystem verfügen. Im Sommer wollen Kamrad und Merz zudem ein Verfahren integrieren, dass den Geschmack der Nutzer erkennt und ihnen passende Sendungen vorschlägt. Wer sich etwa gerne die Nachrichten zur Fußball-Bundesliga anschaut, bekommt dann auch Aufzeichnungen zur englischen Premier League angeboten. Dadurch wollen die Gründer das Angebot genauer auf die Wünsche der Nutzer zuschneiden - und sich für die Werbewirtschaft interessant machen.

Denn deren Gelder sollen zur wichtigsten Einnahmequelle von Dailyme-TV werden. Markenartikler können zu den Sendungen Werbebanner schalten oder einzelne Sendungen sponsern. Kamrad setzt darauf, dass sich die Unternehmen durch die recht präzise Eingrenzung der Zielgruppen locken lassen. Das Prinzip ist dabei das selbe wie etwa bei dem Online-Netzwerk Studi VZ: Je mehr die Firmen über die Nutzer wissen, desto genauer können sie ihre Anzeigen auf deren Interessen zuschneiden und damit Streuverluste vermeiden. "Behavioral targeting" nennen die Experten das. Daneben will Kamrad für Zusatzleistungen Gebühren verlangen, etwa für bestimmte Musik- und Erotikangebote sowie Spiele.

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