Handelsgruppe profitiert von hohen Gewinnerwartungen der Anleger:Also-Boß will noch mehr von der Börse

20.02.1987

HERGISIWIL/ZÜRICH (CWS) - Die schweizerische PC-Vertriebsgruppe Also, die in der Bundesrepublik über die 1986 erworbene Tochter Polisoft/ABC vertreten ist, hat im vergangenen Jahr gut verdient: Bei einem Umsatz von knapp 58 Millionen Franken überstieg der Gewinn acht Millionen Franken. Einen wesentlichen Beitrag zum Profit leisteten jedoch Aktienverkäufe.

Bruno Gabriel, Verwaltungsratspräsident der Hergiswiler Also-Gruppe, strahlte zufrieden, als er das Jahresergebnis seiner Firma verkündete. Denn als Mehrheitsaktionär profitiert Gabriel selbst am meisten von der Rendite - auch wenn er auf jeden der Partizipationsscheine, deren Kurs inzwischen auf 4250 Franken gestiegen ist, 20 Franken Dividende ausschütten will. Dies sind zwar 200 Prozent des Nominalwerts, doch am Börsenkurs gemessen ein Pappenstiel.

Vor allem der Emission dieser Partizipationsscheine (PS) im letzten Herbst verdankt die Also-Gruppe ihre starke Eigenkapitalbasis von 42,7 Millionen Franken. Gabriel, der in der Schweiz als Paradiesvogel der Branche gilt, war im letzten Herbst auf den Geldmarkt gegangen - auf eine ungewöhnliche Art: Er verkaufte 15000 Anteilscheine im Nominalwert von zehn Franken für jeweils 1800 Franken und holte so 26,8 Millionen Aufgeld in die Kasse - doch 14 500 zehnfränkige Anteilscheine hielt Gabriel "zur Verfügung der Geschäftsleitung" zurück.

Diese Titel stehen zum Nominalwert von 1 je zehn Franken in der Bilanz. Gabriel kann sie jederzeit auf den Markt bringen - zum aktuellen Börsenkurs. Vom tropfenweisen Verkauf solcher Also-PS stammen die 4,2 Millionen Franken, die in der Erfolgsrechnung 1986 als Finanz- und Holdinggewinn ausgewiesen werden. Aus ihrer eigentlichen Tätigkeit, dem Personal-Computer- und Software-Vertrieb sowie der Anwenderschulung, hat die Also-Gruppe insgesamt 57,6 Millionen eingenommen und einen Betriebsgewinn von 4,8 Millionen erzielt -immerhin 8,3 Umsatzprozente .

Die Gruppe besteht heute aus 18 zum Teil verschachtelten Firmen in der Schweiz und Deutschland. Bereits 49 Prozent des Also-Gesamtumsatzes stammen heute aus der Bundesrepublik. Die Unternehmensgruppe Polisoft/ABC, die Gabriel im August 1986 von dem Hamburger Tausendsassa Michael Poliza und seinen Partnern übernommen hatte, dürfte etwa 30 Prozent zum Umsatz beigesteuert haben.

Der Trick bei Gabriels Geldbeschaffungskonzept sind die sogenannten Also-Points. Das sind Jointventures, die der Firmenboß zusammen mit Großkunden aufziehen will. Wer mitmacht, wird direkt beliefert und kann mit vollem Anspruch auf Support-, Service- und Schulungs-Dienstleistungen den Fachhandel umgehen. Der "Eintrittspreis" beträgt mindestens saftige 100 000 Franken. Für diesen Betrag müssen Interessenten Anteilscheine zum Börsenkurs übernehmen. Sie erhalten dafür einen Anteil von 10 000 Franken an den 250 000 Franken Aktienkapital eines Also-Points. Damit finanzieren zwölf Großkunden fast Gabriels Anteil am Kapital eines solchen Points. Denn Gabriel kostet ein PS 4250 Franken Börsenwert nur zehn Franken. Allerdings muß er den Gewinn - zu den sehr erträglichen Nidwaldner Sätzen - versteuern.

Bei der ersten öffentlichen Präsentation seines Firmenkonzepts im Januar 1986 in Zürich hatte Gabriel getönt, er wolle innerhalb eines Jahres in der Schweiz acht bis zehn solcher Stützpunkte gründen, an denen seine Gruppe jeweils mehr als die Hälfte des Kapitals hält. Im ganzen sind auf Gabriels Schweizerkarte 26 geplante Also-Points eingetragen. Doch effektiv zustande kamen bislang erst drei: in Luzern, Zürich und Basel. Zwei weitere sind im Entstehen begriffen. Gabriel schiebt die Schuld an diesem Makel in seiner Erfolgsbilanz auf die "sehr langen Entscheidungswege" seiner Großkunden-Partner.

Ein zehnfränkiger Partizipationsschein repräsentiert übrigens einen Eigenkapitalanteil von etwa 427 Franken. Die 3823 Franken Differenz zum aktuellen Börsenkurs kommt durch Ertragserwartungen der Anleger zustande. Solche Erwartungen muß Gabriel erst einmal erfüllen. Zunächst aber will der Stützlijongleur noch mehr Eigenkapital aufnehmen - falls es die Börsenlage erlaubt.