Dinos und Lemminge

"Handelsblatt"-Kongress thematisierte IT-Auslagerung

06.02.2004

NEUSS (qua) - Pro und contra Outsourcing - so lautete einer der großen Themenblöcke auf der diesjährigen "Handelsblatt"-Konferenz "Strategisches IT-Management" in Neuss bei Düsseldorf. Dabei fanden beide Seiten beredte Fürsprecher.

"Outsourcing - ein weiterer Zug der Lemminge" - so hatte Kurt Servatius, Geschäftsführer der Agis GmbH, München, seinen Vortrag überschrieben. Der Mann, der die ausgelagerte Informationstechnik der Allianz-Gruppe verantwortet, machte klar: "Insourcing ist eine Option des Outsourcings." Das Ziel, mit dem Agis nach der Fusion mit der Dresdner Informationssysteme GmbH (Dregis) angetreten sei, lautete 20 Prozent Kostensenkung bei gleicher Leistung.

"Wir haben die Messlatte für externe Outsourcer nicht nur um einige Zentimeter höher gelegt", warf sich Servatius in die Brust. Weil ein unternehmensfremder Dienstleister Mehrwertsteuer zu zahlen und einen Gewinn zu erzielen habe, müsse er mindestens 40 Prozent kostengünstiger arbeiten als sein Kunde. So sei es für die Allianz-IT sinnvoll gewesen, das ausgelagerte Call-Center wieder einzugliedern: "Wir können das intern günstiger", so der Agis-Geschäftsführer. Wer heute nicht auf externes Outsourcing setze, dürfe deshalb keinesweg als Dinosaurier abgestempelt werden.

Auf der anderen Seite bestritt Clemens Jochum, Chief Technology Officer (CTO) der Deutschen Bank, dass sich der Finanzdienstleister dem Zug der Lemminge angeschlossen habe, als er einen Teil seiner IT an IBM Global Services auslagerte: Der auf 250 Millionen Euro im Jahr lautende Vertrag mache ohnehin nur ein Zehntel des konzernweiten IT-Budgets aus.

Aber auch das Outsourcing von Entwicklungsleistungen nach Indien war, so Jochum weiter, das Ergebnis reiflicher Überlegung. Schließlich habe die Deutsche Bank schon 1996 ein eigenes Softwareunternehmen auf dem Subkontinent gegründet, das sie seit drei Jahren als Joint Venture mit der indischen JCR Technologies betreibe. Um den Interessenkonflikt zwischen der Kunden- und der Shareholder-Sicht zu vermeiden, werde sie ihre Anteile jedoch im nächsten Jahr abgeben.