Am POS ist bald allerhand los: Etectronic Funds Transfer System - Made in Germany

Hamburger Bank plant die EFTS-Zukunft

24.09.1976

Diplomkaufmann Alfred Richter, Vorstandssprecher der Hamburger NTB-Verbraucherbank AG (der früheren Norddeutschen Teilzahlungsbank) ist der wohl automatisierungsfreudigste Bankier der Bundesrepublik. Nicht allein, daß in Richters Bank sogar die Entscheidung über Kreditanträge dem entsprechend pfiffig programmierten Computer übertragen wurden (CW Nr. 39/75 "Der Mensch als Schnittstelle" und CW Nr. 25/76 "Selbstbedienung zum Nulltarif geplant"), künftig soll die moderne Terminal-Technik den NTB-Kunden typische Bankleistungen des Massengeschäfts unmittelbar da anbieten, wo Herr Jedermann sie tatsächlich braucht: direkt an den Kassen der Warenhäuser und Supermärkte (POS), in vollautomatischen "Cash Dispensers" mit 24-Stunden-Service und später sogar daheim am Spezial-Telefon.

EFT am POS

Richter will im nächsten Jahr zunächst mit einer großen norddeutschen C & C- und SB-Warenhauskette realisieren, was selbst in den USA unter dem Kürzel EFT (Electronic Funds Transfer) nur sehr allmählich Gestalt anzunehmen beginnt: die papierlose vollelektronische Verfügung über Konten mittels Datenstationen, die online mit dem Zentralcomputer der Bank kommunizieren und unmittelbar am Point of Sale (POS), also etwa an Stelle der üblichen Supermarktkassen, installiert werden.

In großen Cash & Carry-Häusern will Richter diese Terminals beispielsweise ganz auf Kosten seiner Bank installieren. Über sie werden dem NTB- Computer die kreditrelevanten Daten der Kunden eingegeben, der Rechner legt eine individuelle Kreditlinie fest und gibt eine entsprechend kodierte Debet- und gleichzeitig Ausweiskarte aus.

Diese Karte wird beim Einkauf per Lesestift oder Ausweisleser abgefragt, eine C & C-Mitarbeiterin tippt die Einzelposten ein - hierbei können auch Etiketten mit Balkenkode und Lesestifte oder Artikel-Lochkarten verwendet werden - und der Computer der Bank bucht den Endbetrag automatisch vom Konto des Kunden ab. Wird die Kreditlinie und darüber hinaus eine gewisse Toleranzgrenze überschritten, sperrt sich das System gegen weitere Posten.

Vorteile für Handel und Konsument

Dieses automatische POS-EFT-System bringt nicht nur dem Kunden Vorteile, der am Monatsende eine detaillierte Liste seiner Einkäufe samt allen Einzelpreisen erhält, es soll auch den Handelsunternehmen Personaleinsparungen und rascheren Geldeingang bescheren. Warenhäuser, die statt der heute teilweise üblichen Kundenkarten Richters POS-Karten übernähmen, könnten ihre, so Richter, aufwendigen und teuren Kreditabteilungen einsparen, Zinsverluste zwischen Warenverkauf und Geldeingang vermeiden und auch das Inkassorisiko auf die NTB-Bank abwälzen.

In einer ferneren Phase will Richter, so die Bundespost mitspielt, auch noch ein elektronisches Tastwahltelefon bei seinen Kunden installieren, das im Zusammenwirken mit dem Fernsehapparat das lästige Schreiben von Überweisungen durch bequemes Tastendrücken ersetzt.

* Egon Schmidt ist freier Wissenschaftsjournalist