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Thema des Tages

Hai im Speichersee: IBM Storage Server

27.07.1999
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM hat mit "Shark" seine neuen Raid-5-Array-Speicher vorgestellt. Die Systeme sollen die "Ramac"-Massenspeichersysteme ablösen, die Big Blue als OEM noch für Storage Technology (Storagetek) verkauft, bis das gemeinsame Vertriebsabkommen im kommenden Jahr ausläuft.

Shark-Systeme können bis zu maximal 11 TB an Daten aufnehmen. Laut Hersteller ist mit Shark eine Homogenisierung der Unternehmensdatenhaltung realisierbar, weil die Massenspeicher neben der MVS-Mainframe- auch die Unix- und NT-Welt einbinden können. An Shark lassen sich Server von Herstellern unterschiedlichster Couleur anschließen.

Shark, so IBM gegenüber der COMPUTERWOCHE, passe sich in Big Blues SAN-Strategie (Storage Area Networks) ein. Das System entspringt aus der "Seascape"-Speicherarchitektur. Big Blue erwartet indes nicht, daß mit Shark ein großes OEM-Geschäft zu generieren ist. Trotzdem verfolgt der größter Computerhersteller mit dem Massenspeichersystem ehrgeizige Ziele: EMC soll als Marktführer bei Massenspeichersystemen für die unternehmensweite Datenhaltung abgelöst werden. Heute hält EMC 35 Prozent dieses Marktsegments, IBM hingegen nur 22 Prozent.

Shark basiert auf AIX-RS/6000-Systemen. Innerhalb des Systems nutzt die IBM seine Serial Storage Architecture (SSA) anstelle von Fibre Channel (FC). Letztere allerdings ist die Technologie der Wahl bei der Anbindung von Shark an DV-Komponenten wie Server. Big Blue nutzt als Verbindung Escon, Ficon und SCSI. Das Unternehmen behauptet, momentan sei der Datendurchsatz mit Shark rund 25 Prozent schneller als bei vergleichbaren Konkurrenzmodellen.

Große Hoffnungen setzen die Armonker auch in ihre mit Shark gelieferte "Flash-Copy"-Software. Diese ermöglicht es Anwendern, Datensätze im Fall eines Systemabsturzes innerhalb von zwei Sekunden zu duplizieren. Allerdings wird diese Funktion erst Ende 1999 zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu EMCs "Timefinder"-Software benötige das Flash-Copy-Tool keinen physikalisch vorhandenen und vorher vordefinierten Speicherplatz auf dem Datenträger. Flash-Copy und die ebenfalls mit den Shark-Systemen angebotene "Peer-to-peer-Remote-Copy"-Funktion gibt es für AS/400-Anwender allerdings nicht.

Ein wesentlicher Wermutstropfen der Ankündigung ist, daß die sogenannte Virtual-Disk-Option, die für Ramac-Systeme schon lange angeboten wird, für Shark erst im ersten Quartal des kommenden Jahres nachgereicht werden soll. Mit dieser Technik können Anwendern eine Ansicht von einem Datensatz fertigen, aus der sich Daten im Falle eines Systemabsturzes wieder rekonstruieren lassen. Dabei müssen nicht erst sämtliche Daten gespiegelt werden. Das Marktforschungsinstitut International Data Corp. (IDC) schätzt, daß diese Virtual-Disk-Option Anwendern so viel wert ist, daß Systeme mit dieser Funktion allein rund 27 Prozent aller Umsätze im Massenspeichermarkt abschöpfen können.

Ein weiterer Diskussionspunkt sind die Preise für Shark: Für Deutschland stehen diese noch nicht fest. Der Listenpreis für ein System mit Plattenkapazitäten von einem halben TB soll aber bei ungefähr 231 000 Dollar oder 0,55 Dollar pro MB liegen. Mit zunehmender Speicherkapazität sinken die Kosten allerdings. Will der Anwender aber Charakteristika wie Hochverfügbarkeit, Remote Copy, Partitionierung oder die Flash-Copy-Datenduplikation nutzen, muß er tief in die Tasche greifen. Experten schätzen, daß dann ein MB bis zu einem Dollar kostet.

Ganz verschämt nebenbei hat IBM neben Shark auch noch ein eine Ramac-Aufrüstung vorgestellt. Das neue System "Model X83" besitzt doppelt so viel Speicherplatz wie das bisherige "Model X82". Allerdings können X82-Benutzer ihre Speichersysteme nicht auf das neue Modell hochrüsten, weil die IBM intern jetzt wie bei den Shark-Speichern SSA-Konnektoren benutzt.