Jahrestagung des Chaos Computer Club

Hacken ist nicht alles

28.12.2010
Computerexperten diskutieren über die Möglichkeiten der politischen Einflussnahme sowie einen "ADAC für das Internet".

Der Chaos Computer Club hat geballte technische Expertise. Er will diese noch stärker nutzen, um auf die Politik Einfluss zu nehmen und den "Internet-Ausdruckern" die digitale Welt zu erklären. Das wird auf der Jahrestagung des Hacker-Vereins deutlich wie nie. Auch im Jahr 2010 wird beim Chaos Computer Club (CCC) an Platinen gelötet, ein eigenes Handynetz installiert oder die Sicherheit von Kreditkarten auf den Prüfstand gestellt. Doch bei der 27. Auflage des Jahreskongresses wird deutlich wie nie, dass der CCC längst mehr als ein Verein für verspielte Technik-Freaks ist. Die Netzaktivisten wollen Einfluss auf die Politik nehmen - für Datenschutz, gegen Netzsperren oder Vorratsdatenspeicherung.

Schon heute ist der CCC eine anerkannte Instanz in technischen Fragen. Sprecherin Constanze Kurz kämpfte als Sachverständige vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Vorratsdatenspeicherung. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte die Expertise des Clubs, auch wenn diese manchmal in einem "rotzigen Ton" daherkomme.

Andererseits sehen die Hacker das völlig freie und offene Netz, wie sie es liebgewonnen haben, immer mehr bedroht: durch staatliche Regulierung wie auch Unternehmen, die beispielsweise Urheberrechts- Verstöße verfolgen wollen.

Alvar Freude klagte, das Internet werde aus einem "alten Medienverständnis" heraus reguliert. Das Netz sei kein Rundfunk, jeder Nutzer habe die Kontrolle darüber, welche Information ihn wann und wie erreiche. "Deswegen lieben wir doch alle das Internet!", rief das Mitglied des Arbeitskreises Zensur und der Internet-Enquete des Bundestages. Einschränkungen der Internetfreiheit wie durch den jüngst gescheiterten Jugendmedienschutz-Staatsvertrag oder Netzsperren lehnt er ab - eine unter Hackern verbreitete Position, mit der mancher Politiker so seine Probleme haben dürfte.