Open Source etabliert sich

Gutes muss nicht teuer sein

31.01.2003
Von von Jan
Quelloffene Software setzt sich in der Unternehmens-IT immer stärker durch. Große Konzerne wissen die Vorteile von Open Source schon geraume Zeit zu schätzen, nun zieht der Mittelstand nach.

DER BEGRIFF „Open Source“ geistert seit längerem durch die Medien. Die Diskussion über das Für und Wider freier Software wird von den Verfechtern beider Standpunkte oft ideologisch geführt. In der Realität jedenfalls gehört quelloffene Software längst zur Standardausstattung vieler Unternehmen.

Laut dem aktuellen Floss (Free/ Libre Open Source Software)-Report des Marktforschungsunternehmens Belecon Research nutzen fast 44 Prozent aller deutschen Unternehmen und Organisationen mittlerweile Open-Source- Software. Längst sind auch im Mittelstand Lösungen im Einsatz, die komplexe und unternehmenswichtige Aufgaben erfüllen. Beispiel Content-Management: Die CDM Consult AG, ein Zusammenschluss von acht beratenden Ingenieurbüros mit Sitz in Bochum, pflegt und verwaltet ihren Web- Auftritt und das interne Informationsportal über die Open- Source-basierende Implementierung „Zope CMS“ des Freiburger Anbieters In Medias Res Gesellschaft für Informationstechnologie. Das Projekt startete im Sommer 2002. „Wir wollten die Pflege unseres Internet-Auftritts selbst in die Hand nehmen“, erläutert Hartmut Schmid, Marketingleiter von CDM, den Hintergrund.

Von vornherein habe sich das Unternehmen nach einem Open-Source- Produkt umgesehen. Zwei Gründe waren laut Schmid ausschlaggebend: Zum einen suchte CDM eine Software, die sich flexibel an die eigenen Wünsche anpassen ließ und die genügend Potenzial zum Ausbau der Funktionen bot.

Flexibel und günstig

Zum anderen spielten die Kosten eine Rolle: „Wir wollten das vorhandene Budget möglichst effektiv einsetzen. Bei Open Source sparen wir die Lizenzkosten.“ Diese sind bei CMS nicht zu vernachlässigen. So schätzt Anke Hoffmann, Senior Consultant der Meta Group, den Anteil der Lizenzen bei der Einführung einer CMS-Lösung auf 60 bis 80 Prozent der Gesamtkosten.

Die bislang gemachten Erfahrungen bei CDM sind durchweg gut. Schmid bescheinigt der Lösung, dass sie funktional und finanziell zu seiner vollsten Zufriedenheit laufe. Mittlerweile wurde das System bereits erweitert, nach dem Internet-Auftritt dient die Software jetzt auch zur Pflege des Intranet.

Reif für den Einsatz

Positive Erfahrungen mit offener Software machte auch die Glas Keil GmbH & Co. KG in Würzburg. Das Unternehmen mit rund 350 Mitarbeitern setzt für Datei- Server, Mail-Server und Internet- Gateway das Open-Source-Betriebssystem Linux ein. Während eine einzelne Server-Lizenz von Microsofts Windows 2000 mit gut 1000 Euro zu Buche schlagen kann, gibt es Linux mit diversen Server-Programmen mehr oder weniger umsonst. „Die Lizenzkosten spielten bei der Entscheidung für Linux eine große Rolle“, berichtet der stellvertretende ITLeiter Thomas Scheder. Zudem sei in der IT-Abteilung viel Linux- Know-how und eine generelle Affinität zu quelloffenen Produkten vorhanden. „Wenn etwas nicht funktioniert, kann ich bei Linux im Gegensatz zu Windows Hand anlegen“, so Scheder.

Die Administration der Systeme übernimmt das Unternehmen selbst, nur in Notfällen wird der ortsansässige Dienstleister Bitbone AG zur Hilfe gerufen. Schwächen der Open-Source-Systeme hat Scheder noch nicht finden können. Im Gegenteil: Aus seiner Sicht sind Linux und Open Source reif für unternehmenskritische Einsätze. (uk)

* Jan Schulze ist freier Journalist in Erding.