Gute Forschung allein reicht nicht

12.11.2004
Von Hans-Jörg Bullinger

Wer aber den Präsidentschaftswahlkampf in den USA verfolgt hat, konnte mit Erstaunen feststellen, dass das vermeintliche Schreckgespenst "IT Offshoring" dort als volkswirtschaftliche Chance verstanden wird. Und tatsächlich ist die Bilanz positiv: Wie eine McKinsey-Studie kürzlich vorgerechnet hat, bedeutet jeder durch Offshoring abgewanderte Dollar unterm Strich einen volkswirtschaftlichen Gewinn von rund 13 Cent, da die erzielten Einsparungen wieder investiert werden. So bringt ein auf den ersten Blick verlorener Arbeitsplatz durch die Einspareffekte und eine schnelle Wiederbeschäftigung der Betroffenen in produktiveren Jobs letztlich sogar einen Gewinn.

Für Deutschland geht dieselbe Rechnung allerdings nicht auf. Hier werden Einspareffekte durch Offshoring, die sich beispielsweise in einer höheren Rentabilität der Unternehmen oder in Preisvorteilen für die Endverbraucher niederschlagen, kaum für zusätzliche Investitionen verwendet. Somit kostet McKinsey zufolge jeder Euro, der ins Ausland abwandert, die deutsche Volkswirtschaft unterm Strich bis zu 35 Cent. Das Problem ist offenbar ein viel zu inflexibler Arbeitsmarkt. Je nach Schätzung werden in Deutschland allein in der IT 50000 bis 150000 Jobs mittlerer und hoher Qualifikation in den kommenden Jahren verloren gehen. Trotzdem zeigt das Beispiel USA, dass man globale Trends wie das Offshoring nicht bekämpfen muss.