Guinness-verdächtig

11.08.1989

Die Pokerpartie um die Übernahme, Teil-Übernahme oder Nicht-Übernahme von Prime gleicht immer mehr dem Versuch, einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde zu erlangen. Die Chancen für einen Titel in der Disziplin "Längstes Überleben sinnloser Dauerverhandlungen" stehen prächtig - eigentlich könnte man sich nun einigen.

Doch die Kontrahenten kriegen den Hals nicht voll. Mit immer neuen Finten und Bluffs halten Prime-Liebling Whitney und MAI-Buhmann Le Bow einander in Atem. Zum Glück sind die Kunden von Prime außerordentlich treue Seelen, sonst hätte das Unternehmen aus Natick bereits vor Wochen einen Termin beim Konkursrichter beantragen müssen.

Gerne würden wir an dieser Stelle die Prognose wagen, daß mit der neuesten Offerte, die den Segen des Prime-Vorstandes hat, die Zukunft des Mini-Herstellers gesichert ist. Dann würden sich aber die Medusa-Fans mit Sicherheit zu früh freuen. Denn die nächste Hauptversammlung - wieder einmal vertagt - wird das Board of Directors schwerlich überstehen; ob jedoch der Aggressor Le Bow eine Mehrheit für seine Gegenkandidaten auf die Beine stellen kann, ist genauso fraglich. Die um ihre hochdotierten Posten bangenden Prime-Manager müssen auch Kompromißkandidaten aus den Reihen der genervten Aktionäre fürchten; nicht alle Anteilseigner wollen um jeden Preis aussteigen. Die Haupt-Leidtragenden - also die Anwender - werden in dieser alles entscheidenden Versammlung kaum vertreten sein.