Gründerseminare schulen am Bedarf vorbei

08.07.2004
Von Magdalena Schupelius

Dass die Persönlichkeit des Gründers für das Überleben seines Unternehmens von entscheidender Bedeutung ist, ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Fred Müller, Arbeitspsychologe an der Universität Landau, hat für mehrere empirische Studien Freiberufler und Unternehmer befragt. Das Ergebnis: Persönlichkeitsmerkmale wie Leistungsorientierung, emotionale Stabilität, Durchsetzungskraft und Kreativität entscheiden im hohen Maße darüber, ob jemand als Unternehmer scheitert.

Gründen lernen kann nach Einschätzung von Müller ein Erwachsener darum nur noch eingeschränkt. "Diese Eigenschaften werden schon als Kind entwickelt", sagt Müller, "ein Erwachsener kann sie nur noch graduell verändern." Und auch das nur, wenn er um seine Schwächen weiß. Müller hat darum einen Eignungstest für Gründungswillige entwickelt. Wer den nicht besteht, ist zwar nicht verloren, wird es aber wahrscheinlich nicht einfach haben.

Das deutsche Bildungssystem fördert nach Einschätzung aller Experten den Gründergeist zu spät oder gar nicht. Woanders ist man da weiter: In Schottland etwa gab es schon in den 90er Jahren Ansätze, bereits Kindergartenkinder in Gründungsprogramme zu integrieren. In der Agenda für unternehmerisches Handeln fordert die EU-Kommission jetzt, dass "unternehmerische Ausbildung" in die Lehrpläne aller Schulen der Mitgliedsländer aufgenommen wird. (hk)

 

Viele Ausbilder, wenig Gründer

- Der erste Gründungslehrstuhl entstand 1999, inzwischen gibt es in Deutschland 51 Gründungslehrstühle.