Gründerseminare schulen am Bedarf vorbei

08.07.2004
Von Magdalena Schupelius

Dieses Problem haben auch die meisten Gründungslehrer inzwischen erkannt. Hänsch: "Der BPW betreibt eine Vielzahl von Foren, auf denen die Möglichkeit besteht, branchenspezifische Kontakte zu knüpfen." Und nicht nur wirtschaftsnahe Programme wie Business-Planwettbewerbe, auch die Universitäten bieten mittlerweile Unternehmens-Stammtische, Manager-Talk und Dozenten, die aus der Praxis kommen. Dennoch sieht beispielweise Eickhoff die Aufgabe der Universitäten vor allem an anderer Stelle: "Wir müssen versuchen, echten Unternehmergeist zu schaffen, für Gründer und für bestehende Unternehmen." Die niedrige Gründerquote hierzulande liege schließlich nicht an fehlenden betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Eickhoff: "Wir haben es mit einer risikoscheuen Generation zu tun."

Schon bei Erstsemestern will der Professor deshalb die Grundsteine legen für Unternehmergeist und Risikobereitschaft. Um die nämlich ist es nicht gut bestellt: In einer Studie im Auftrag der Europäischen Kommission zu Risikobereitschaft und Unternehmergeist belegte Deutschland den vorletzten Platz. Bestätigt wird dieses Ergebnis auch durch den Global Entrepreneurship Monitor: Die Deutschen sind pessimistischer bezüglich der Gründungschancen und ängstlicher bezüglich des möglichen Scheiterns als die Einwohner der vergleichbaren europäischen Länder.

Schwieriger Neustart für Gescheiterte

Erschwerend komme, sagt Eickhoff, der Faktor Image hinzu. Wer in den USA als Existenzgründer scheitere, von dem heiße es anerkennend, er habe es probiert. In Deutschland dagegen habe derjenige, der gescheitert sei, einen schwarzen Fleck in der Vita, der die Karriere keinesfalls fördere. Dessen ist sich auch Marko Schröter, Betriebswirt aus Brandenburg, bewußt. Schröter will es trotzdem wagen. Seine Gründung ist in der letzten Phase, noch in diesem Jahr will er mit einem Kommilitonen die eigene Internet-Firma an den Markt bringen. "Websimplex" wird Content-Management-Systeme für Mittelständler anbieten.

Formal ist Schröter ein "Necessity-Gründer", ein Gründer aus der Not. Für Informatiker wie ihn sind die Aussichten in Brandenburg, in Lohn und Brot zu kommen, denkbar schlecht. Necessity-Gründungen gibt es in Deutschland überdurchschnittlich viele. Was der Brandenburger den meisten dieser Kollegen allerdings voraus hat, ist seine Referenzliste, die manch gestandenem Unternehmer alle Ehre machen würde. Unterstützung fand er an der Universität, nicht zuletzt darin, sich durch den schier undurchschaubaren Förderdschungel zu kämpfen. Und schon damit bewies er das Durchhaltevermögen, das, davon ist zumindest Unternehmer Rossig überzeugt, "entscheidend ist für den Erfolg".

Eignungstest für Gründer