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Gründergeneration wird zunehmend realistisch

17.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der akademische Nachwuchs steht eigenen Firmengründungen längst nicht so positiv gegenüber wie erwartet: Eine Blitzumfrage der Unternehmerinitiative TEG - The Entrepreneurial Group e.V. im Vorfeld der "3. LMU Private Equity Conference" in München ergab, dass - trotz grundsätzlichem Interesse - nur jeder siebte Student direkt nach dem Abschluss ein eigenes Unternehmen gründen will. Ein Drittel der Befragten würde nach dem Abschluss zunächst bei einem Großunternehmen oder Beratungshaus anheuern. Überraschende 25 Prozent der sicherlich thematisch vorbelasteten Konferenzteilnehmer interessieren sich für eine Tätigkeit in der Private-Equity-Branche. Immerhin wollen zwölf Prozent der Befragten binnen ein bis drei Jahren ein Startup wagen, das entspricht einem Zuwachs um rund 50 Prozent gegenüber dem

Vorjahr.

Friedrich Bornikoel, Managing Partner bei der Risikokapitalgesellschaft TVM, wertet diese Ergebnisse als klares Zeichen, dass das Realitätsbewusstsein entgültig über das Gründungsfieber gesiegt hat: "Zwar mag einigen die Zuversicht fehlen, eine Business-Idee erfolgreich umsetzen zu können. Alle hätten jedoch erkannt, dass der Aufbau eines eigenen Unternehmens vor allem Erfahrung erfordert", meint Bornikoel. Diese sei am schnellsten in einem Großunternehmen oder einer Consulting-Firma zu sammeln.

Als wichtigsten Antrieb für eine Unternehmensgründung nannten 97 Prozent das Erkennen einer günstigen Gelegenheit, etwa einer bahnbrechenden Idee oder eines neuen Marktes. Aus reiner Notwendigkeit, etwa bei drohender Arbeitslosigkeit, würden hingegen nur drei Prozent der Befragten den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Trotz Gründerinitiativen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit steht demnach das tatsächliche Geschäftspotenzial im Vordergrund.

Obwohl nur jeder siebte Befragte unmittelbar nach dem Studium ein Startup gründen will, mangelt es zumindest zwei Drittel der Studienteilnehmer nach eigener Einschätzung nicht an persönlicher Risikobereitschaft. Die Zurückhaltung lässt sich zumindest teilweise mit der aktuelle Wirtschafts- und Finanzpolitik erklären, die 38 Prozent der Studenten als gründungsfeindlich bewerteten. Lediglich 23 Prozent der Befragten empfinden die politischen Rahmenbedingungen als förderlich. (mb)