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Großer Katzenjammer um die BenQ-Pleite

04.10.2006
Siemens-CEO Klaus Kleinfeld muss für ein Jahr Verzicht üben.
Siemens-CEO Klaus Kleinfeld muss für ein Jahr Verzicht üben.
Foto: Siemens AG

Die Betriebsratsvorsitzende Susanne Kahlweg rechnet in jedem Fall mit einem deutlichen Stellenabbau - nur verschlankt habe das Unternehmen die Chance, einen Investor zu finden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appellierte in einem Telefonat mit Siemens-Chef Klaus Kleinfeld an das Verantwortungsbewusstsein von Deutschlands größtem Elektrokonzern. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte, es sehe alles danach aus, als habe BenQ seine Verpflichtungen gegenüber den deutschen Werken und Mitarbeitern verletzt. Er plädierte nach einem Treffen mit Kleinfeld dafür, ausstehende Zahlungen von Siemens an BenQ sollten den deutschen Mitarbeitern zugute kommen. "Statt dieses Geld in den Tiger in Taiwan zu stecken, sollte es in Deutschland bleiben." Nach Siemens-Angaben stehen noch zwei Raten in Höhe von rund 150 Millionen Euro aus. Siemens hatte BenQ bei der Übergabe der Sparte vor einem Jahr rund 350 Millionen Euro in Aussicht gestellt. BenQ verteidigte den Insolvenzantrag am Dienstag. "Seit wir das Mobiltelefongeschäft im vorigen Oktober von Siemens übernommen haben, hat BenQ rund 840 Millionen Euro verloren", sagte Vorstandsmitglied Rick Lei in Taipeh. "Um BenQ Mobile zu retten, hätten wir nochmals 800 Millionen Euro investieren müssen."

Der vorläufige Insolvenzverwalter will die Produktion zumindest bis Ende des Jahres fortsetzen. Wenn bis dahin kein Investor gefunden ist, droht das Aus. Siemens will mit dem Härtefonds betroffenen Beschäftigten bei der Weiterbildung und der Suche nach neuen Jobs helfen. "Wenn BenQ die Mitarbeiter im Regen stehen lässt, wollen wir tatkräftig helfen", sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. Von der Pleite sind 1.400 Mitarbeiter in der Zentrale in München betroffen. Hinzu kommen 1.600 Beschäftigte in der Fertigung in Nordrhein-Westfalen.